BigUp! Bist du dann mit einem bestimmten Wunsch-Artistliste nach Jamaika geflogen, Riddims im Gepäck oder nach dem Motto: Erst mal sehen was sich so ergibt?
Ingo: Ich hatte schon eine Vorstellung, wen ich gerne da drauf haben möchte. Turbulence und Gentleman waren von vornherein klar. Luciano und die anderen Artists, die auf unseren ersten Riddims sind, kannten wir durch die vielen Dubplate Aufnahmen, teilweise schon seit 10 Jahren. Bei meinen Jamaika Aufenthalten hing ich auch immer wieder mit Leuten ab, lernte dadurch auch One Love und z.B. Mighty Crown kennen, oder auch General Degree & Jah Mason, die den Riddim toll fanden. Super für uns war auch das Interesse von Beenie Man. Dieser war damals auf Promotour unterwegs und wir tourten mit ihm für ne Woche bis Paris. Nach dem „legendären“ Geheimgig in Köln zusammen mit Gentleman, wo Beenie auch erstmals den Riddim und Tilmanns Song darauf hörte, meinte er nur noch: „morgen gehen wir ins Studio und nehmen einen Tune auf!“
BigUp! Gibt es auch Künstler mit denen es nicht geklappt hat, die du aber auf der Liste hattest?
Ingo: Bei den ersten Riddims nicht, aber es gab später auch ein paar Sachen die nicht geklappt haben. Durch Gründe wie unpassender Vibe, die Verhandlungen,Terminprobleme, usw. kommt sowas schon mal vor. Außerdem hab ich bestimmte Vorstellungen wie was sein soll, werden die nicht erfüllt lass ich es bleiben. Bewährt haben sich da Turbulence und andere PowPow Künstler, mit denen man immer wieder gerne etwas macht. Oft kommen auch junge Artists auf uns zu, oder befreundete Künstler schleppen sie mit ins Studio und fragen bei uns an, passt alles featuren wir auch Newcomer. Inzwischen kennt uns bzw. die PowPow Veröffentlichungen in Jamaika jedes Kind, durch die Videos zu Runaway und Superior. Für uns war das auch ein Grund unsere Releases nicht nur über Europa sondern auch über Jamaika zu vertreiben. Das brachte zusätzlichen Verkaufserfolg
BigUp! ! Gibt es da Zahlen?
Ingo: Die hab ich leider nicht im Kopf. Damals war es eh anders im Vergleich zu heute mit den Verkaufszahlen. Der Shanty Town ist auch nach Japan und andere Länder gegangen. Das muss dann extra und richtig promotet werden, da es ein ganz anderer Markt ist. Nach der 2., 3.Selection haben wir angefangen das richtig zu promoten und zu nutzen. Unsere vielen Kontakte in Amerika, Kanada usw. wurden weiter aus- und aufgebaut, um so den weltweiten Markt zu erreichen. Nur allein von Deutschland aus ist es schwer, einen Song in Jamaika, USA oder Japan zu platzieren. Mit unserem dritten Riddim „Blaze“ war das dann ein ganz anderes Level. Den zuvor erschienenen Shanty Town nahm man in vielen Ländern wahr und er verkaufte sich gut, aber was uns als Soundystem, Producer und Label weltweit bekannt gemacht hatte, war Richie Spice mit seinem „ Blood again“ auf dem Blaze-Riddim. Nach „Earth a run Red“ seine zweitbeste Single bis dato.
BigUp! War das also euer größter Erflog bisher?
Ingo: International, waren das Blaze und Superior. „Blood again“ von Richie kennt jeder in Jamaika und der Song läuft da heute noch immer im Radio. Superior aber allerdings auch, denn es war erstens die erfolgreichste Singleauskopplung Gentlemans bisher und zweitens wurde sein letztes Album mit Platin ausgezeichnet; ein Level, an das z.B. ein Richie Spice Album nicht rankommt.
BigUp! Bei der neuen Selection Overstand, sind mir ein paar unbekannte Artists aufgefallen, die ich persönlich aber auch schon bei Myspace entdeckt hatte- Wie bist du auf Die gestossen?
Ingo: Bei jeder Selection waren ein paar unbekanntere Artists dabei, was ich für sehr wichtig halte. Neuen Artist muss man eine Chance geben mitzuwirken. In Jamaika wird das kaum beachtet, da hat man wenig Chancen ohne einen großen Namen, es sei denn, man hat mal einen Hit gehabt. Dabei gibt es dort ohne Ende Talente die gefördert werden müssten. Ich lerne diese meist auf meinen Reisen oder auch schon mal übers Netz kennen. Meist lass ich mir die Sachen dann zuschicken und wenn es gut ist und alles passt, kommt es auf die Selections. Jeder soll eine Chance bekommen und wenn sie später wie Turbulence auch durch uns „Groß“ werden ist das schon ein sehr gutes Gefühl.
BigUp! IWie kam es zu Elijah Prophets Album?
Ingo: Mit Elijah verbindet mich eine lange Freundschaft seit Mitte der 90er Jahre, als er uns mal spontan ein Dub eingesungen hatte. Das hat mich vom Gesang total umgehauen. Ich mochte seine Performance, seinen Style und seine Stimme und wunderte mich warum den keiner kennt. Manchmal ist es leider so, das nicht jeder gute Künstler eine Chance in Jamaika bekommt. Zu viele Polittricks sind meist der Hauptgrund. Irgendwann fragte mich Elijah dann ob wir nicht mal ein Album machen könnten. Für mich war das sozusagen etwas Neues. Klar, mit der Anzahl der Turbulence Tunes die ich von ihm habe, hätte ich auch schon ein Album machen können, aber er hat einfach zu viele Alben released in den letzten Jahren- finde ich. Da ich zu Elijah Prophet einen guten Bezug und Bock drauf hatte willigte ich ein. Im Endeffekt ist auch alles gut gelaufen mit den Verkäufen. Auf Jamaika nicht so sehr, aber es ist auch schwierig(er) dort. In Europa wurde es gut angenommen, was mich auch anspornt weitere ganze Alben mit anderen Künstlern zu produzieren.
BigUp! Welche weiteren Alben sind geplant?
Ingo: Im Moment arbeite ich am Debut- Album von „Zareb“, einigen auch als Mister Flash bekannt, vor allem durch die Combination mit Fantan Mojah “ Rastafari is the ruler“ auf dessen Album. Das Album wird dann wohl so im September / Oktober erscheinen. Darauf wird es einige ziemlich gute Combinations und verschiedene Produzenten zu hören geben: PowPow, Bobby Digital, Soulvybez aus Frankreich, High Score aus Schweden. Eine gute Mischung also um nicht eintönig zu sein. Kennen gelernt habe ich Zareb über Fantan Mojah, Ende letzen Jahres, Beim voicen von Fantan‘s Tune auf dem „Overstand“ Riddim. Er gehört mit zur „Macka Tree“- Crew und wollte auch einen Tune auf dem „Overstand“ einsingen. Der Song ist gut geworden, nur bei den vielen Artists auf dem Riddim ein wenig untergegangen. Später kam dann die Frage ob wir nicht zusammen ein Album machen könnten. Was ich an ihm mag ist, das Zareb ein Künstler ist, der sich selber sehr bemüht. Er hat eben erst angerufen, ist da sehr hinterher. Nur noch nicht so bekannt, was sich ändern sollte mit dem Albumrelease. Es wird ein zeitloses schönes Rootsalbum, jeder Song hat Energy!