Hinter Pow Pow Movement verbirgt sich eine Erfolgsgeschichte, wie sie kaum ein anderes Soundsystem in Europa vorweisen kann. Die Kölner haben einen gewaltigen Einfluss auf Reggae in Deutschland ausgeübt, was nicht zuletzt an den Produktionen von Mastermind Ingo Rheinbay liegt. Diese fanden schon so manches Mal, gevoict durch den ehemaligen MC des Soundsystems, Tilmann Otto aka Gentleman, ihren Weg an die Spitze der deutschen Billboard Charts.powpow.de |
Gegründet im Jahr 1990 von Selector Ingo Rheinbay und MC Backra, avancierte Pow Pow innerhalb weniger Jahre zu einem der beliebtesten Soundsystems Deutschlands. Spätestens mit der Teilnahme beim WorldClash 2000 konnte Pow Pow auch ohne Sieg international höchste Anerkennung gewinnen und wird nicht erst seitdem so häufig gebucht wie kein zweites Soundsystem in Europa. Im Kölner Petit Prince veranstalten sie seit 1995 jeden Freitag ihren eigenen Dance und führen damit die längste bestehende Partyreihe im Bereich Reggae in ganz Deutschland. Also genügend Gründe, die sympathischen Kölner zu treffen.
BigUp! Wie seid Ihr zum Reggae gekommen?
Ingo: Das erste, an das ich mich im Nachhinein erinnere, ist, dass ich mit 12, 13 Jahren die Reggaeplatten von meinen Eltern zuhause gehört habe - BobMarley, Peter Tosh... Eine Schlüsselszene ist mir besonders im Gedächtnis geblieben: Der Tod von Bob Marley. Im Fernsehen liefen rund um die Uhr Bob Marley Konzerte; ich fand den Typen irgendwie gut, sein Tod war für mich ungewöhnlich schlimm. Im Teenie-Alter hat sich das allerdings wieder etwas verflüchtigt, durch das Skateboard-Fahren bin ich dann eher auf Punk und härtere Sachen abgegangen. Wir waren eine Posse von Leuten, die sich über das Skateboardfahren kannte, unter anderem dieser kleine Tilmann Otto, der damals etwa 14 Jahre alt war... Dann bin ich allerdings wieder auf eine andere Art von Reggae, die ich bis dahin noch nicht kannte, gekommen - das war dann mein erstes Dancehall-Tape, das ich von einem Freund bekam, der hatte das wiederum von jemandem, der das irgendwann einmal aus Jamaika mitgebracht hatte. Ich glaube, das war eines der ersten Stone Love-Tapes. Durch den Einsatz von Mikro war das für mich was ganz anderes als der Reggae, den ich bis dato kannte - völlig faszinierend! Und so bin ich dann halt mit 16, 17 in das ganze Ding reingewachsen... Die andere Seite war die England-Connection, auch schon David Rodigan. Mein Vater hat in London gearbeitet und immer, wenn ich ihn besucht habe, hing ich den ganzen Tag in dessen Wohnung und schnitt Reggae-Radiosendungen mit. Internet und Mailorder gab es ja noch nicht! Ich kaufte also im Saturn, der seinerzeit schon eine gut sortierte Import-Abteilung hatte, oder in holländischen Coffee-Shops die Platten von Ninjaman, Shabba, Supercat - diese Epoche. Parties gab es auch schon, z.B. wurde David Rodigan von karibik-stämmigen englischen Militärs öfter mal nach Mönchengladbach oder Bielefeld gebucht. Über BFBS haben wir davon mitbekommen und sind dann zu jeder möglichen Party gefahren. Nicht lange danach fing Gerd Gummersbach auch schon an, im Rose Club Reggae aufzulegen.
BigUp! Wie kamt Ihr untereinander in Kontakt bzw. wie kam es zu dem Entschluss, ein eigenes Soundsystem zu gründen?
Ingo: Untereinander kannten wir uns wie gesagt über das Skateboarden. Ein guter Kumpel von mir war Vlado, der später das 7Stars-Sound betrieb. Wir waren schon Reggae-orientiert, als Tilmann, der vorher eher HipHop hörte, auch bald dazu stieß. Tilmann und Mr. Brown - auch vorher HipHopper - gehörten ebenfalls zu unserer „Skate-Posse“, der ganzen frühen Domplattenszene. Außer Reggae und Skateboard fahren gab es für uns eigentlich nicht viel. Vlado war dann der erste, der sich irgendwann einmal ein Ticket klarmachte und nach Jamaika geflogen ist. Als er zurückkam, war er nicht nur total begeistert, sondern hatte auch jede Menge Platten im Koffer, was für uns der ausschlaggebende Grund war, auch so bald wie möglich hinzufliegen. Auf den wenigen Veranstaltungen, die es damals gab, hat man sich natürlich auch immer wieder gesehen. So lernten wir Devon kennen - der erste Jamaikaner, den ich kennen lernte! Devon kam über seine damalige Frau nach Deutschland und war eigentlich auf jedem Dance.
Devon: Ich bin 1989 nach Deutschland gekommen. Ich hatte mich dann nach Läden umgesehen, in die man abends gehen konnte. So habe ich dann im Rose Club bei Gerd Gummersbach den kleinen Mr. Tilmann kennen gelernt, der von sich meinte, er wolle Artist werden. Ich sagte daraufhin nur ‚Ja super, cool‘, aber in erster Linie wollte ich einen Platz finden, wo ich meine „Heimatmusik“ hören konnte. Das war dann entweder bei Gerd Gummersbach oder bei den so genannten „illegalen“ Partys, bei denen irgendwo auf einer Wiese ein Sound aufgebaut war. Dadurch habe ich die Jungs von Pow Pow kennen gelernt, die später auch im Petit Prince aufgelegt haben. Vorher war ich auch im Prince, da lief immer afrikanische Musik. So bin ich bei Pow Pow geblieben, denn diese Jungs haben mir sozusagen ein Stück Heimat wiedergegeben. Ansonsten wurden höchstens mal Bob Marley oder Shabba Ranks, die gerade sehr populär waren, gespielt. Die Jungs waren einfach total begeistert und hatten Spaß und das war für mich das wichtigste.