Clueso
Big Up! Du warst ja mit Fanta 4 auf Tour, was hat Dich beeindruckt?
Clueso: Wir sind eine Band die vorher nur auf kleinen Bühnen gespielt hatte, und so war für uns erstmal jeder Gig eindrucksvoll. Wenn man vor 10.000 Leuten spielt ist es was anderes, da steht man erstmal auf der Bühne und realisiert, dass man vom Publikum aus nur ein kleiner Punkt ist. Man schaut geradeaus und sieht die ganzen Menschen, möchte sich entspannen und schaut nach oben und sieht natürlich noch viel mehr Menschen auf den Rängen, damit erstmal klar zu kommen ist schwierig gewesen. Andererseits gibt’s natürlich auch Tricks die man anwenden kann um damit umzugehen. Man merk dass es bei so vielen Menschen viel schwieriger ist einen Vibe zu schaffen. Wenn man ein ruhiges Lied spielt, braucht man viel grössere Gesten als auf einer kleinen Bühne. „Die grosse Show“ machen war erstmal nicht unsere Art, aber bei so grossen Sälen ist es einfach nötig. Natürlich ist die zurückkommende Resonanz bei den Menschenmassen auch viel grösser. Wenn Applaus kommt wird man ganz schön überrollt.

Big Up! Was hat sich zu kleinen Gigs geändert?
Clueso: Wir haben insofern umgesattelt, als das wir jetzt „In-Ear“ Monitoring benutzten, was wir vorher noch nicht hatten. So wird jeder Fehler sofort bemerkt, man kann nicht zu viel spielen. Wir haben  die Spielweise der Band geändert, es auf ein Minimum reduziert. Wir spielen „weniger“, weil sonst die Akustik in grossen Sälen matschig wird.

Big Up!  Wie kam es zu Deiner Band?
Clueso: Die Band habe ich auf verschiedenen Jam Sessions kennen gelernt. Wir organisieren in Erfurt  Partys (JBSession/Presseclub) wo Musiker zusammentreffen um Musik zu machen. Ich habe dann die Jungs von der Band „Storyplay“ kennen gelernt , auf der Release-Party vom „Rowdyclub Tape“ Album, was wir produzierten, haben sie die Sachen musikalisch umgesetzt und es ist zwischen uns sofort der Funke übergesprungen. Da habe ich habe gesagt „Wow“ da hat jeder Musiker eine Geschichte, die haben keine Angst sich einzubringen und es sind verdammt coole Menschen- was für mich in erster Linie sehr wichtig ist. Ich will keine Band die meine Styles umsetzt, sondern eine Band die sich menschlich versteht und jeder sich miteinbringt.

Big Up! Wie/warum hast Du Dich auf neue musikalische Wege eingelassen?
Clueso: Bei Text und Ton waren schon viele Sachen abzusehen wie „Sonne Geht auf“, "Kaffe", da merkte man schon den Song in mir. Ich glaube mein Umfeld hat es viel früher als ich gemerkt, weil ich mich ja noch mit der Sprache beschäftigt habe. Im Hip Hop rappt man nicht, um es zu benutzen, sondern man soll es beherrschen und Rap anwenden, um Gehör zu  finden. Deswegen habe ich mich sehr viel mit den Styles auseinander gesetzt. Die neuen Sachen, die ich dann angefangen habe zu produzieren, waren dann in einer Phase wo es mir nicht so gut ging und es sind erstmal ziemlich viel Bluessongs „aufgetaucht“. Wie „Herz bum bum“ oder „Vergessen ist so leicht“. Als ich die Songs eingesungen habe merkte ich, da muss gar kein Rap mehr rein, dass passt so wie es ist. Ich überlege mir kein Konzept vorher und sage „ich wage jetzt den Sprung zum Sänger“ sondern ich habe einfach mehr gesungen weil es mir am Herzen lag. Im Endeffekt ist dann ein Album raus gekommen, bei dem man den Übergang halt noch deutlich merkt. Es sind noch gerappte Sachen dabei, aber ich verwende das jetzt eher in Momenten wo ich mehr sagen möchte. Bei den Alben die in Zukunft kommen werden, werde ich mit der Band dafür sorgen, dass es noch mehr aus „einer Muschi“ klingt. Der rote Faden bei mir ist immer die Stimme und die Texte. Die Songs habe ich auch vorher auf der Gitarre gespielt, dann erst danach habe ich die Band kennen gelernt. Zuvor habe ich mit nem Freund am MPC Sachen gebastelt, dass der Band gezeigt  und gesagt „pass auf egal was ist, die beste Idee gewinnt“! Das ist die Philosphie-wir lassen alles kommen, probieren es aus, gefällt es uns dann nicht, schneiden wir es wieder raus. Wir haben lange gesessen  und an den Liedern rumgefeilt. Das ist der Style von dem wir gar nicht wissen was es für einer ist, deswegen ist auch der Albumtitel „Gute Musik“. Viele fragten: Wo würdet Ihr das einordnen, Was ist den das? – Unsere Musik konnte keiner einordnen, aber es fand jeder das es gute Musik ist, deswegen habe ich gesagt: na gut, das Album heisst „Gute Musik“.

Big Up! Wie sind Deine musikalischen Zukunftspläne?
Clueso: Wenn man ein Album raus gebracht hat, ist es sehr schwer sich erstmal neu damit zu identifizieren. Das ist wie wenn man vor einer Leinwand steht: man steht nur einen halben Meter davon entfernt, aber du hast keinen direkten Draht, kannst gar nicht beschreiben was Du da gemacht hast. Wirst aber ausgefragt, weil Du gerade das Album raus bringst. Jetzt, fast ein Jahr später kann ich das Album viel besser beurteilen und werde mich natürlich darum kümmern „Gute Musik“ den Leuten auch zu vermitteln. Auf vielen Festivals rocken und mit der Band viel touren. Aber auch wieder in kleinen Clubs spielen, nach all den grossen Support Geschichten . Dort werde ich versuchen jetzt eigene Konzerte an den Start zu bringen, gucken wie viele Leute ich ziehe. Ich war z.B. vor einiger Zeit mit Immo in Braunschweig, und wir haben zusammen den Club gerockt. Da entstand auch die Idee, das wir zusammen ein Reggae Album machen. Nur nicht nach dem Prinzip sich jetzt eine Band zu holen, die für uns jamaikanische Sounds spielt, wir wollen alles selber machen! Sollten wir die Pläne umsetzen, wird Immo Schlagzeug spielen und ich  Gitarre. Wir werden versuchen einen eigenen Style zu kreieren und eben auch deutschen Reggae so zu leben wie wir ihn fühlen: Volksmusik in dem Sinne , aber im Reggae Vibe wie ich ihn verstehe! Dann wird es noch einige Features geben... Ich habe einige Anfragen erhalten, über die ich jetzt aber so noch nicht reden kann, weil es erstmal passieren muss. Wir gehen jetzt wieder auf Tour mit  Band, u.a. sind wir in Neuseeland, Asien etc... Ebenso werden wir zusammen mit dem Göthe Institut (Weimar/Neuseeland) wie im Jahr zuvor wieder Workshops veranstalten und noch einiges mehr.... (CW/BE)

Clueso