NEWS 20.04.2007 Update unter "weiterlesen" Clueso Homepage |
Clueso: Ich fühle mich in der Musik zu Hause. Für mich ist Reggae eine Art jamaikanischer Volksmusik, die das ausdrückt, was die Menschen denken. Sobald ich Reggae-Klänge höre, kann ich mich musikalisch sofort darauf bewegen. Ich versuche dem Reggae, den ich fühle, eine eigene Note zu geben, halt nicht mit den ganzen jamaikanischen Ansätzen sondern eher im deutschem Sinne. Mit einem deutschem Humor und auch mit eigenen Problemen und nicht diese ganze „Soundboy“ Sache, das macht man vielleicht bei einem Dubplate.
2007 Update:
Clueso - Volles Programm für 2007
2 Jahre waren mittlerweile seit unserem ersten Treffen –damals erschienen in unserer Debutausgabe „Big up! ½“ - mit dem sympathischen Musiker vergangen. Es war also höchste Zeit, ein neues Date mit dem umtriebigen Artist zu organisieren.
Da er zufällig für ein paar Tage in der Domstadt weilte, nutzen wir die Gelegenheit und trafen ihn bei Sonnenschein und Ingwertee in einem Kölner Straßencafe.
Zuerst einmal erzählte er von seiner kürzlichen USA-Reise mit dem „Music is the language“ Projekt (www.musicisthelanguage.de), welches versucht, mit Hilfe von Musik-Workshops das Erlernen der deutschen Sprache zu fördern. Der Trip führte ihn nach u.A. nach St.Louis, Boston, Toronto und ins von ihm auf dem aktuellen Album „Weit weg“ besungene Chicago.
Am 29.Juni wird die DVD „Clueso-Live“ veröffentlicht, in deren Fertigstellung er momentan noch stark involviert ist. Neben hochwertigen Aufzeichungen der „Weit weg-Tour 2006“ gibt’s eine ganze Reihe an Specials, von dem einmaligen Orchester Konzert mit der Stüba Philharmonie über lustige Interviewmitschnitte bis zu einem persönlich gestalteten „Meet the Band“-Extra. Einen Vorgeschmack gibt’s bei YouTube zu sehen.
Das Highlight des Jahres 2007 wird für Clueso mit Sicherheit die gemeinsame Tour mit
Musiklegende Herbert Grönemeyer sein, der ihn für seine komplette „12“ Open Air Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz als Vorband / Special Guest zu booken vermochte. Ein erfreulicher Ansporn für den jungen Erfurter, hat man doch nur äußerst selten die Möglichkeit, in einem ausverkauften Stadion vor Tausenden und Abertausenden von Menschen zu performen.
Die Redaktion des Big up! Magazins wünscht Clueso und seiner Band jedenfalls ein erfolgreiches Jahr, viel Inspiration und Erfahrung durch den Altmeister Gröneymeyer und –vor allen anderen Dingen- massig „Gute Musik“.
(LSch)
Big Up! Du lebtest in Köln, dein Eindruck der Köln Szene?
Clueso: Ich bin überrascht wie viele gute Musiker, vereinzelt oder auch in Bands, sehr innovative Musik machen. Der Puls der Stadt ist schnell, dadurch entsteht viel Bewegung, dass fand ich damals, als ich hierher kam, schon sehr interessant. Die Innovation in Grafik und Medien ist weit vorangeschritten. Damals hat mir nicht so gut gefallen, dass viele gute Musiker nur in ihrem Kämmerchen vereinsamen und alleine Musik machten. Jeder hat sein Süppchen für sich gekocht und es war schwer, Leute zusammen zu kriegen. Die Leute waren immer am „scannen und checken“. Da hier so viele Medien stationiert sind, sieht der „normale Bürger“ oftmals wie „vom Plakat gefallen und ein bisschen kopiert“ aus. Wenn eine Veranstaltung organisiert wurde, musste immer gleich ein „Aufhänger“ her und man musste es immer „genau so“ machen. Irgendwie versuchte man auf etwas zurückzugreifen, was hier stationiert ist, ohne erst mal zu machen und dann zu schauen, was passiert. Das ist mehr unser Style. Ich habe aber natürlich auch viele nice Menschen getroffen, die jetzt zu meiner Familie gehören. Big Up Köln.
Big Up! Wie ist das Verhältnis zu den anderen FourMusic Artists?
Clueso: FourMusic ist die letzte musikalische Bastion von Künstler-Aufbau, also ein Label, das sich um Künstler kümmert und sich längerfristig mit Ihnen beschäftigt. Insofern kennen sich auch alle, treffen sich bei Konzerten und freuen sich natürlich wenn gerade einer „am Start“ ist. FourMusic nimmt Künstler unter Vertag, die für Ihre Musik sind -For Music halt-.
Big Up! Wie entstehen normalerweise Deine Texte?
Clueso: Das ist immer unterschiedlich. Ich sitze nicht da und überlege was man schreiben könnte, ich warte vielmehr auf den richtigen Moment. Ich übertrage immer vom Privaten auf das Grosse, so das man die Texte von allen Seiten „begehen“ kann. „Pizza Schachteln“ ist für mich gleichzeitig eine Anklage an das System überhaupt und gegen die Ordnungsschiene- das die Welt so clean ist. Ich bin nicht der Typ, der die Faust hebt; meine Philosophie ist, dass wenn man sich um sich selbst sorgt, auch viel mehr nach außen tragen kann. Wenn das jeder macht, geht es hier allen besser. Aber mein Album ist keine reine Biographie, ich baue auch viel aus meinem Umfeld ein. Ich bin den ganzen Tag Geschichten am „aufsaugen“. Es entsteht ein Song und ich entscheide, ob ich ihn raus bringe oder ob das Stück mir zu privat ist.
Big Up! Wie siehst Du Dich selbst?
Clueso: Ich bewege mich im Normalzustand in der Mitte und habe in allen Facetten etwas zu bieten, ganz wie meine Musik. Auf Partys lass ich die „Sau“ raus, ich bin aber auch nachdenklich und immer mit dem Blick dabei „Was passiert hier, wo bin ich“. Manchmal habe ich zwar einen Hang zur Melancholie, aber immer mit einem Hoffnungsschimmer. In diesen Situationen kommt das Kleinkind in mir durch. Ich lebe einfach in den Tag hinein und bin ein nachdenklicher Mensch, der aber alles mit sehr viel Witz nimmt.
Big Up! Wie kam es zu Deinem Namen Clueso?
Clueso: Den Namen habe ich gekriegt, weil ich früher recht tollpatschig war. Ich betrat den Raum , und konnte nicht gleich Raum für mich beanspruchen, trotzdem komme ich aber immer irgendwie zum Ziel . Ich war früher immer bei einem Freund zu Hause, dort habe ich ein Sample auf den Rechner gesprochen „Hier ist die Wohnung von Chefinspector Clueso“ und aus Ironie haben die Leute gesagt „das ist Clueso“. Dass hat halt auch gepasst.
Big Up! Wie überraschend kam der Erfolg deines Albums „Gute Musik“, und was hat sich dadurch an Deinem bisherigem Leben schlagartig geändert?
Clueso: Es gab eine sehr positive Resonanz vom Publikum und von der Musikszene. Alle möglichen Bands haben angefragt, ob wir mittouren möchten, wie Blumentopf, Helden, Beatsteaks, Fantas etc - und plötzlich merke ich, dass das alles unterschiedliche Bands mit völlig unterschiedlichen Styles sind. Trotzdem können wir mit allen spielen und sind kompatibel.
Es ist natürlich viel mehr los in meinem Leben, viel mehr Leute kommen und möchten etwas, versuchen „anzudocken“ und finden das cool. Aber ich habe ein sehr warmes Umfeld, mit vielen Leuten aus meiner Heimatstadt (Erfurt). Dort bin ich so für mich, dass ich alles vergessen kann. Wenn ich mich zu Hause daneben benehme, werde ich „ zur Sau“ gemacht und mach auch meine Homies „zur Sau“, das ist alles sehr menschlich.
In anderen Städten habe ich überall kleine Familien, so ist z.B. mein Bruder in Köln. Nachdem ich hier auch 3 Jahre gewohnt habe und ich jetzt hier spiele, merke ich, das hier auch ein Teil zu Hause ist. So bewege ich mich dann von Station zu Station und lass es gar nicht so zu Kopf steigen, was draussen so passiert.
Big Up! Du warst ja mit Fanta 4 auf Tour, was hat Dich beeindruckt?
Clueso: Wir sind eine Band die vorher nur auf kleinen Bühnen gespielt hatte, und so war für uns erstmal jeder Gig eindrucksvoll. Wenn man vor 10.000 Leuten spielt ist es was anderes, da steht man erstmal auf der Bühne und realisiert, dass man vom Publikum aus nur ein kleiner Punkt ist. Man schaut geradeaus und sieht die ganzen Menschen, möchte sich entspannen und schaut nach oben und sieht natürlich noch viel mehr Menschen auf den Rängen, damit erstmal klar zu kommen ist schwierig gewesen. Andererseits gibt’s natürlich auch Tricks die man anwenden kann um damit umzugehen. Man merk dass es bei so vielen Menschen viel schwieriger ist einen Vibe zu schaffen. Wenn man ein ruhiges Lied spielt, braucht man viel grössere Gesten als auf einer kleinen Bühne. „Die grosse Show“ machen war erstmal nicht unsere Art, aber bei so grossen Sälen ist es einfach nötig. Natürlich ist die zurückkommende Resonanz bei den Menschenmassen auch viel grösser. Wenn Applaus kommt wird man ganz schön überrollt.
Big Up! Was hat sich zu kleinen Gigs geändert?
Clueso: Wir haben insofern umgesattelt, als das wir jetzt „In-Ear“ Monitoring benutzten, was wir vorher noch nicht hatten. So wird jeder Fehler sofort bemerkt, man kann nicht zu viel spielen. Wir haben die Spielweise der Band geändert, es auf ein Minimum reduziert. Wir spielen „weniger“, weil sonst die Akustik in grossen Sälen matschig wird.
Big Up! Wie kam es zu Deiner Band?
Clueso: Die Band habe ich auf verschiedenen Jam Sessions kennen gelernt. Wir organisieren in Erfurt Partys (JBSession/Presseclub) wo Musiker zusammentreffen um Musik zu machen. Ich habe dann die Jungs von der Band „Storyplay“ kennen gelernt , auf der Release-Party vom „Rowdyclub Tape“ Album, was wir produzierten, haben sie die Sachen musikalisch umgesetzt und es ist zwischen uns sofort der Funke übergesprungen. Da habe ich habe gesagt „Wow“ da hat jeder Musiker eine Geschichte, die haben keine Angst sich einzubringen und es sind verdammt coole Menschen- was für mich in erster Linie sehr wichtig ist. Ich will keine Band die meine Styles umsetzt, sondern eine Band die sich menschlich versteht und jeder sich miteinbringt.
Big Up! Wie/warum hast Du Dich auf neue musikalische Wege eingelassen?
Clueso: Bei Text und Ton waren schon viele Sachen abzusehen wie „Sonne Geht auf“, "Kaffe", da merkte man schon den Song in mir. Ich glaube mein Umfeld hat es viel früher als ich gemerkt, weil ich mich ja noch mit der Sprache beschäftigt habe. Im Hip Hop rappt man nicht, um es zu benutzen, sondern man soll es beherrschen und Rap anwenden, um Gehör zu finden. Deswegen habe ich mich sehr viel mit den Styles auseinander gesetzt. Die neuen Sachen, die ich dann angefangen habe zu produzieren, waren dann in einer Phase wo es mir nicht so gut ging und es sind erstmal ziemlich viel Bluessongs „aufgetaucht“. Wie „Herz bum bum“ oder „Vergessen ist so leicht“. Als ich die Songs eingesungen habe merkte ich, da muss gar kein Rap mehr rein, dass passt so wie es ist. Ich überlege mir kein Konzept vorher und sage „ich wage jetzt den Sprung zum Sänger“ sondern ich habe einfach mehr gesungen weil es mir am Herzen lag. Im Endeffekt ist dann ein Album raus gekommen, bei dem man den Übergang halt noch deutlich merkt. Es sind noch gerappte Sachen dabei, aber ich verwende das jetzt eher in Momenten wo ich mehr sagen möchte. Bei den Alben die in Zukunft kommen werden, werde ich mit der Band dafür sorgen, dass es noch mehr aus „einer Muschi“ klingt. Der rote Faden bei mir ist immer die Stimme und die Texte. Die Songs habe ich auch vorher auf der Gitarre gespielt, dann erst danach habe ich die Band kennen gelernt. Zuvor habe ich mit nem Freund am MPC Sachen gebastelt, dass der Band gezeigt und gesagt „pass auf egal was ist, die beste Idee gewinnt“! Das ist die Philosphie-wir lassen alles kommen, probieren es aus, gefällt es uns dann nicht, schneiden wir es wieder raus. Wir haben lange gesessen und an den Liedern rumgefeilt. Das ist der Style von dem wir gar nicht wissen was es für einer ist, deswegen ist auch der Albumtitel „Gute Musik“. Viele fragten: Wo würdet Ihr das einordnen, Was ist den das? – Unsere Musik konnte keiner einordnen, aber es fand jeder das es gute Musik ist, deswegen habe ich gesagt: na gut, das Album heisst „Gute Musik“.
Big Up! Wie sind Deine musikalischen Zukunftspläne?
Clueso: Wenn man ein Album raus gebracht hat, ist es sehr schwer sich erstmal neu damit zu identifizieren. Das ist wie wenn man vor einer Leinwand steht: man steht nur einen halben Meter davon entfernt, aber du hast keinen direkten Draht, kannst gar nicht beschreiben was Du da gemacht hast. Wirst aber ausgefragt, weil Du gerade das Album raus bringst. Jetzt, fast ein Jahr später kann ich das Album viel besser beurteilen und werde mich natürlich darum kümmern „Gute Musik“ den Leuten auch zu vermitteln. Auf vielen Festivals rocken und mit der Band viel touren. Aber auch wieder in kleinen Clubs spielen, nach all den grossen Support Geschichten . Dort werde ich versuchen jetzt eigene Konzerte an den Start zu bringen, gucken wie viele Leute ich ziehe. Ich war z.B. vor einiger Zeit mit Immo in Braunschweig, und wir haben zusammen den Club gerockt. Da entstand auch die Idee, das wir zusammen ein Reggae Album machen. Nur nicht nach dem Prinzip sich jetzt eine Band zu holen, die für uns jamaikanische Sounds spielt, wir wollen alles selber machen! Sollten wir die Pläne umsetzen, wird Immo Schlagzeug spielen und ich Gitarre. Wir werden versuchen einen eigenen Style zu kreieren und eben auch deutschen Reggae so zu leben wie wir ihn fühlen: Volksmusik in dem Sinne , aber im Reggae Vibe wie ich ihn verstehe! Dann wird es noch einige Features geben... Ich habe einige Anfragen erhalten, über die ich jetzt aber so noch nicht reden kann, weil es erstmal passieren muss. Wir gehen jetzt wieder auf Tour mit Band, u.a. sind wir in Neuseeland, Asien etc... Ebenso werden wir zusammen mit dem Göthe Institut (Weimar/Neuseeland) wie im Jahr zuvor wieder Workshops veranstalten und noch einiges mehr.... (CW/BE)