Big Up! Wie ist das Verhältnis zu den anderen FourMusic Artists?
Clueso: FourMusic ist die letzte musikalische Bastion von Künstler-Aufbau, also ein Label, das sich um Künstler kümmert und sich längerfristig mit Ihnen beschäftigt. Insofern kennen sich auch alle, treffen sich bei Konzerten und freuen sich natürlich wenn gerade einer „am Start“ ist. FourMusic nimmt Künstler unter Vertag, die für Ihre Musik sind -For Music halt-.
Big Up! Wie entstehen normalerweise Deine Texte?
Clueso: Das ist immer unterschiedlich. Ich sitze nicht da und überlege was man schreiben könnte, ich warte vielmehr auf den richtigen Moment. Ich übertrage immer vom Privaten auf das Grosse, so das man die Texte von allen Seiten „begehen“ kann. „Pizza Schachteln“ ist für mich gleichzeitig eine Anklage an das System überhaupt und gegen die Ordnungsschiene- das die Welt so clean ist. Ich bin nicht der Typ, der die Faust hebt; meine Philosophie ist, dass wenn man sich um sich selbst sorgt, auch viel mehr nach außen tragen kann. Wenn das jeder macht, geht es hier allen besser. Aber mein Album ist keine reine Biographie, ich baue auch viel aus meinem Umfeld ein. Ich bin den ganzen Tag Geschichten am „aufsaugen“. Es entsteht ein Song und ich entscheide, ob ich ihn raus bringe oder ob das Stück mir zu privat ist.
Big Up! Wie siehst Du Dich selbst?
Clueso: Ich bewege mich im Normalzustand in der Mitte und habe in allen Facetten etwas zu bieten, ganz wie meine Musik. Auf Partys lass ich die „Sau“ raus, ich bin aber auch nachdenklich und immer mit dem Blick dabei „Was passiert hier, wo bin ich“. Manchmal habe ich zwar einen Hang zur Melancholie, aber immer mit einem Hoffnungsschimmer. In diesen Situationen kommt das Kleinkind in mir durch. Ich lebe einfach in den Tag hinein und bin ein nachdenklicher Mensch, der aber alles mit sehr viel Witz nimmt.
Big Up! Wie kam es zu Deinem Namen Clueso?
Clueso: Den Namen habe ich gekriegt, weil ich früher recht tollpatschig war. Ich betrat den Raum , und konnte nicht gleich Raum für mich beanspruchen, trotzdem komme ich aber immer irgendwie zum Ziel . Ich war früher immer bei einem Freund zu Hause, dort habe ich ein Sample auf den Rechner gesprochen „Hier ist die Wohnung von Chefinspector Clueso“ und aus Ironie haben die Leute gesagt „das ist Clueso“. Dass hat halt auch gepasst.
Big Up! Wie überraschend kam der Erfolg deines Albums „Gute Musik“, und was hat sich dadurch an Deinem bisherigem Leben schlagartig geändert?
Clueso: Es gab eine sehr positive Resonanz vom Publikum und von der Musikszene. Alle möglichen Bands haben angefragt, ob wir mittouren möchten, wie Blumentopf, Helden, Beatsteaks, Fantas etc - und plötzlich merke ich, dass das alles unterschiedliche Bands mit völlig unterschiedlichen Styles sind. Trotzdem können wir mit allen spielen und sind kompatibel.
Es ist natürlich viel mehr los in meinem Leben, viel mehr Leute kommen und möchten etwas, versuchen „anzudocken“ und finden das cool. Aber ich habe ein sehr warmes Umfeld, mit vielen Leuten aus meiner Heimatstadt (Erfurt). Dort bin ich so für mich, dass ich alles vergessen kann. Wenn ich mich zu Hause daneben benehme, werde ich „ zur Sau“ gemacht und mach auch meine Homies „zur Sau“, das ist alles sehr menschlich.
In anderen Städten habe ich überall kleine Familien, so ist z.B. mein Bruder in Köln. Nachdem ich hier auch 3 Jahre gewohnt habe und ich jetzt hier spiele, merke ich, das hier auch ein Teil zu Hause ist. So bewege ich mich dann von Station zu Station und lass es gar nicht so zu Kopf steigen, was draussen so passiert.
Interview mit Clueso - Clueso
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