uwe banton 1981 unternahm der damals 15-Jähriger Uwe Banton seine erste Reise nach Jamaika. Er entdeckte die Reggae-Vibez für sich und ein paar Jahre später stand er vom Vibe infiziert zum ersten mal mit Mikrophon auf der Bühne. Der Startschuss für eine kleine Erfolgsstory war gefallen.
Uwe Banton @ Myspace, Homepage Uwe Banto

 

Danach begann sich der Bielefelder Reggae Artist mit der markanten Stimme mehr und mehr für das Spielen von Instrumenten und das Schreiben von Songs zu interessieren, setzte sich intensiv mit Rastafari auseinander, gründete die „Movements“-Band und veröffentlichte 3  Alben mit ihnen, bevor er seine Karriere als Solokünstler antrat. Die Zeit zwischen dem letzten „Movements“-Werk und seinem Solo-Debüt nutzte Uwe Banton für eine größere Präsenz im, für die Soundsystems so wichtigen Selections-Segment. Einige 7inches erschienen und immer mehr Auftritte auf Dances und grossen Festivalsfolgten.
Um etwas mehr über seine Musik, sein Album „Jah Roots“ und seine Erlebnisse und Ansichten zu erfahren, luden wir den gläubigen Rasta in unsere Redaktion ein, wo in lockerer Atmosphäre das folgende Interview entstand.

 

uwe banton


BigUp! Seit kurzem gibt es dein Album „Jah Roots“. Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?
UWE BANTON: Die ersten Aufnahmen sind vor etwa zwei Jahren entstanden. Damals habe ich meinen Song „Jah Roots“ gevoiced, als ich bei Ganjaman in Berlin für seine „Too long“ Selection war. Wir hatten nicht geplant, dass daraus mal ein Album werden sollte, es hat sich erst im Laufe der Zeit ergeben.

BigUp! Gibt es einen roten Faden, der sich durch deine Musik zieht? Wovon handeln deine Songs auf dem Album?
UWE BANTON: Ich sehe das Leben an sich als Inspirationsquelle. Erfahrungen, die ich selber sammle, versuche ich, in meine Songs zu verpacken. Manchmal ist es nur ein Vibe, der kommt, den ich einfach mitteilen möchte. Der roter Faden - Ich würde sagen: „Das Leben an sich“. Ich versuche in meinen Songs das gegenwärtige Weltgeschehen zu kommentieren und meine Sichtweise dazu widerspiegeln. Wobei ich die Spiritualität nie aus dem Auge lasse. Also recht vielschichtig.

BigUp! „11th September“ - Der Titel des Songs spricht ein heikles Thema an, was versuchst du den Menschen mit dem Song mitzuteilen?
UWE BANTON: Ich singe im Chorus davon, dass der 11. September nicht nur für mich in Verbindung steht mit den Anschlägen auf das World Trade Center. Ich möchte darauf hinweisen, dass es außer unserer Zeitrechnung auch noch andere Kalender gibt. Da wir Rastas spirituell eng mit Äthiopien verbunden sind, erinnere ich die Leute daran, dass der 11. September, der erste Tag des neuen Jahres in Äthiopien ist.  Rastaleute oder Äthiopier feiern diesen Tag. Mir war das damals nicht unmittelbar bewusst, ich war zu beeindruckt von der Dimension der Ereignissen. Den Text habe ich etwa zwei Jahre danach geschrieben. Damals habe ich  meiner Band „Movements“ die Lyrics vorgetragen es kam aber nie dazu, dass wir den Text für einen Song verwendeten. Den Riddim von „House of Riddim“ bekam ich zu einer Zeit, in der mich Dokus über den 11. September fesselten. Mir wurde klar, dass es einige Ungereimtheiten an der offiziellen Story gibt. Mit dem  11. September wurden zwei Angriffskriege gerechtfertigt und eine große Zahl an Ungerechtigkeiten unter dem Deckmantel des Krieges gegen den Terror verborgen. Bei diesen Gedanken habe ich eine gewisse Wut empfunden, und mich daran erinnert, dass ich ja noch diesen Text über den 11. September in der Schulblade habe.

BigUp! Wie wichtig ist für dich Religion? Wie wichtig ist Rastafari für dich?
UWE BANTON: Ich würde Rastafari nicht als Religion bezeichnen. Rastafari vereinigt die Menschen, bei den meisten anderen Religionen findet fast eine Isolation statt. Die einzelnen Religionsgruppen ziehen sich in sich zurück und können/wollen oft nicht verstehen, dass es auch Menschen mit einer anderen Religion gibt. Dadurch sind so viele Kriege und Krisen entstanden, dass ich lieber die Worte von Haile Selassie aufgreifen möchte: „Es ist eine Spiritualität, zu der wir Menschen finden sollten“. Religionen selbst sind nicht von Gott geschaffen worden, sondern Religionen sind eine Erfindung der Menschen mit eigens auferlegten Regeln und Gesetzen, die auch von Menschen stammen. Da der Mensch anfällig ist für Korruption, liegt es auf der Hand, dass sich auch Korruption und Übel in diese Religionen einschleust. Der Islam, das Judentum und das Christentum, eigentlich alle drei haben den gleichen Ursprung und alle berufen sich auf den gleichen Gott. Es ist doch verwunderlich, dass es trotzdem so viele Konflikte und Missverständnisse gibt.
Rastafari ist für mich ein Weg der Spiritualität, die einen Platz in der Realität einnehmen kann. Wir haben den reellen Bezug zu Haile Selassie, der im Fleische gekommen ist, als Mensch, dem man ins Gesicht schauen kann, so hat die Botschaft, die uns seit Jahrtausenden aus der Bibel vermittelt wird einen realen Bezug bekommen. Im Unterschied dazu steht etwas, das uns Jahrhunderte lang von den Kirchen vor gemacht worden ist. Der Inhalt der Bibel wird „vermittelt“ und ist vor interpretiert. Es ist ein großer Unterschied, wenn man sich selbst die Bibel vornimmt und versucht die Wahrheit darin zu finden.

uwe banton


BigUp! Deine Texte handeln von Rastafari und sind sehr rootslastig. Angefangen hast du doch mit Dancehall?
UWE BANTON: Nicht ganz, als ich das erste Mal bewusst angefangen habe Reggae zu hören war der Großteil davon Roots. Es war einfach die Zeit. Ich habe angefangen Reggae zu hören, da war Bob Marley noch auf Tour hier in Deutschland und Peter Tosh habe ich live gesehen. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre war die dominierende Richtung in der Reggaemusik Roots. Vieles, was sich so in Richtung Dancehall entwickelt hat entstand ja erst. Anfang der 80er Jahre habe ich Zugang zur jamaikanischen Sprache, dem Patwa, unter anderem dadurch bekommen, dass ich Leute wie z.B. Yellowman gehört habe, der ja ein sehr breites Patwa spricht, aber trotzdem gut verständlich ist. Für mich waren die Texte recht amüsant und das war so der Grund, dass ich dachte, das kann ich auch versuchen. In der Nähe wo ich groß geworden bin, Bielefeld und Gütersloh, waren viele Kasernen und viele Truppen stationiert, hauptsächlich britische und eben auch  einige die karibischen Ursprungs waren. Das „Neons“ war der einzige Club, wo man wirklich authentischen jamaikanischen Reggae hören konnte.