Greg Rose a.k.a. Perfect, dürfte spätestens seit seinem 2006 veröffentlichten Album „Giddimani“, das auf dem Wiener Label DHF Records erschien, jedem Reggae-Fan ein Begriff sein. Der Bobo-Dread aus St. Ann / Jamaica, dem mit seiner Single „Hand Cart Bwoy“ der große Durchbruch gelang und der als einer der viel versprechendsten jungen Reggae-Künstler gesehen wird, trägt seinen Namen mehr als zu Recht, denn Perfects Singjay- und Lover-Style auf Roots und Dancehall-Riddims überzeugt einen sofort. www.myspace.com/perfectfromjamaica

Gerade seine Vielseitigkeit und das Potential, auch harte Riddims (wie jüngst den Sidewalk University) für Hit-Tunes zu nutzen, sprechen ein breites Publikum an. Auch Irie Vibration aus Österreich erkannten von Anfang an seine Qualitäten und produzierten mit ihm das demnächst erscheinende Album „Born Dead With Life“. Da wir etwas mehr über seine aktuellen Songs und „Giddimanis“ Leben in Erfahrung bringen wollten, nutzten wir die Gelegenheit und stellten dem jungen Sänger ein paar Fragen, die er uns freundlich und fröhlich am Telefon beantwortete. (Foto von www.niculai-constantinescu.de)

Erzähl uns ein bisschen von deiner Kindheit, von deinen Roots…
Ich bin in einem kleinen Bauerndorf namens Bamboo aufgewachsen, bei meinen Eltern, zusammen mit meinen 2 Brüdern und meiner kleinen Schwester. Meine Mutter war immer schon eine streng gläubige Christin, mit ihr ging es jeden Sonntag in die Kirche und alles hatte seine Ordnung im Leben dieser hart arbeitenden, aufrichtigen Frau.

Und wie bist du dann an die Musik gekommen? Etwa im Kirchenchor?
Da mein Vater Elektroniker war und immer die Jukboxen repariert hat, hatte ich schon von klein an engen Kontakt zur Reggaeszene und wusste, was ein Riddim ist. Der Style und der Klang des Reggae haben mich schon von Anfang an fasziniert.

Ab wann warst du in der Szene unterwegs?
Das war während meiner Schulzeit. Ich nannte mich damals noch „Rippey“, in Anlehnung an „Reptile“, weil ich irgendwann mal einen Frosch als Reptil anstatt als Amphibie bezeichnet hatte und sich meine Klassenkameraden noch Jahre später über diesen Irrtum lustig machten. Jedenfalls performte ich, wo immer sich die Gelegenheit anbat: auf dem Schulfest, nach dem Football-Spiel, bei der Weihnachtsfeier. Ich tobte mich aus und wurde sowohl von meinen Lehrern als auch von meinen Klassenkameraden immer wieder inspiriert und motiviert.

Wie ging es nach der Schule weiter?
Ich schlug mich so durchs Leben, verkaufte Gemüse und Obst aus meinem selbstgebauten, mobilen Verkaufsladen, den ich jeden Tag 8km bis zum Markt schieben musste. Ich hätte damals nie geahnt, dass es ein Song über diesen handcart sein sollte, der den Startschuss meiner Karriere darstellen würde. Abends hing ich dann mit ein paar Soundboys aus meiner Nachbarschaft ab, experimentierte mit verschiedenen Riddims rum, versuchte, dass best mögliche aus ihnen rauszuholen. Ich wollte einfach immer besser und besser werden!

Daher dann auch dein Name „Perfect“?
Ach wisst Ihr, jeder weiß doch, nobody’s perfect. Auch Perfect nicht. Aber doch sollte man - gerade als Musiker und Vorbild- immer versuchen, sein bestes zu geben. Ich habe mir diesen Namen gegeben, um mich stets selbst nach vorne zu pushen, um mich zu motivieren und mich an das zu erinnern, was ich erreichen will. Wenn schon 100% nicht gehen, dann doch wenigstens 99%!

Rastafari spielt in deiner Musik und in deinem Leben eine bedeutsame Rolle? Wie und wann bist du mit der Religion in Kontakt gekommen und was bedeutet sie für dich im Alltag?
Ich habe in der Nähe von „Easle Wood“ gewohnt, was in den 60ern und 70ern einer der größten Umschlagsplätze für Ganja in Jamaica war. Aus diesem Grund trieben sich viele Rastas in der Gegend rum, lebten von ihrem eigenen kleinen Garten oder flechteten Körbe. Ich selbst kam praktisch auf der Überholspur mit dieser Gemeinschaft in Verbindung, da ich mich plötzlich als junger Mann mitten in einem Reasoning der weisesten Rasta-Elders des Dorfes befand. Ich war fasziniert von der Einsicht und der Klugheit dieser Männer und wollte mehr davon erfahren. So kam ich zu Rastafari. Und bis zum heutigen Tag, beginne ich jeden Morgen, den ich auf jamaikanischem Boden aufwache, mit einem Spaziergang zum „Easle Wood“.