Big Up! Wieso erschien dein neues Album nicht mehr auf einem Major Label?
Nosliw: Der Grund dafür ist, dass wir uns von Warner Music getrennt haben, weil es inhaltliche Differenzen gab. Ich war jetzt fünf Jahre bei einem Major und hab das Album raus gebracht, aber für Major-Maßstäbe hat es sich nicht gut genug verkauft. Dadurch wurde Stück für Stück unsere Freiheit eingegrenzt.  So dass sie irgendwann feuchte Hände bekommen haben in Bezug auf das nächste Album und es ging am Ende nur noch um die Single. Wir haben ein Jahr damit vergeudet, eine Single zu produzieren, worüber wir den Focus auf das Album verloren haben. Das war ein großes Problem, welches uns stark gebremst hat. Es ging nicht mehr um das Albumkonzept sondern darum, wie kriegen wir die Single, die alle sofort wegbläst, die sofort ohrwurmtechnisch jeden anspricht. Junge Mädchen, alte Männer, Hausfrauen, Gefängnisinsassen und Schüler…alles querbeet

 

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Big Up! Im Zugzwang einen Hit zu produzieren?
Nosliw: Ja, nach dem Baukastenprinzip. Es ging nicht mehr um die Soulmusik. Irgendwann waren wir an dem Punkt, wo wir gesagt haben, das hier ist unser Material. Nehmt es oder nicht. Und sie haben gesagt ... oh,… ne… das war natürlich erstmal ein bisschen doof. Aber im zweiten Atemzug war es eine Befreiung. Es ist das Beste, was uns hat passieren können.
Das klingt aufgesetzt; aber es ist nun mal so, dass das Album ohne diesen klaren Schnitt nicht so geworden wäre, wie es ist.
Wir haben, nachdem diese Entscheidung gefallen war, innerhalb von sechs Tagen sechs Songs gemacht. Die kamen alle aufs Album und haben eine ganz klare Aussage. Wir wussten auf einmal genau, wo wir hinwollen, was wir sind und für wen wir das machen. Die ganze Entwicklung war hilfreich, auch wenn es ein Riesenstress war und uns viel Tränen und Schweiß gekostet hat.

Big Up! Hat dich das darin bestärkt, vermehrt deine eigenen Interessen zu verfolgen?
Nosliw: Ja, ich war frei. Rootdown war als mein Label  immer dabei, ich war nur gesignt bei einem Major. Von daher hab ich mit Rootdown auch „Mittendrin“ komplett gemacht. Der ganze kreative Output ging über Rootdown. Im Endeffekt ging es weiter wie bisher, nur dass wir eine Null weniger fürs Promotion- Budget hatten. Aber sonst ist Rootdown komplett aufgestellt auf allen Ebenen was Promotion, Booking, Label, Vertrieb usw. angeht. Das Gute war, dass Warner Musik uns den Produktionsvorschuss überlassen hat. So konnten wir weitermachen wie bisher. Wir konnten beim selben Mischer bleiben, dieselben Musiker verpflichten. Daher ist das Album auf einem Topstandard was Sound und Produktion betrifft.

Big Up! Dein neues Album hat fast 3 Jahre auf sich warten lassen - was hat sich für dich in der Zeit von „Mittendrin“ bis „Mehr Davon“ getan?
Nosliw: Ahhh…persönlich bin ich gereift, das liegt daran, dass ich älter geworden bin und in gewisser Hinsicht vielleicht gelassener.
Ich bin mittlerweile nach Berlin gezogen. Gesanglich habe ich mich verändert, weil ich unentwegt auf Tour war, was die Stimme natürlich geschult hat, so halte ich jetzt auch viel länger durch. Ich bin auch musikalisch gereift. Das jetzige Album geht mehr in Richtung Songwriteralbum. Das liegt daran, dass ich an der Produktion von Anfang bis Ende beteiligt war. Ich hab mit Teka zusammen die Songs erarbeitet. Während er produziert hat, hab ich geschrieben, wir haben uns gegenseitig die Bälle zugeworfen. So wurde das Album auch persönlicher. Was ist noch passiert? Ich war viel unterwegs!
Ich glaub, ich hab auch meine Position in der deutschen Musik Szene verfestigt, also ich fühl mich als noch ernsthafterer Artist.

Big Up! Wieso gibt es eigentlich nur einen Feature Track mit Gentleman auf dem Album?
Nosliw: Maxim ist auch auf dem Album. Wenn man sich es genau anhört, wird man es finden … Aber offensichtlich ist nur ein Feature auf dem Album, weil ich ein Nosliw-Album machen wollte. Gerade live ist es problematisch, wenn ich dann sagen muss: Jaa, das ist ein Feature mit so und so, leider kann er heute nicht hier sein. Ich sing seine Strophe. Das geht  für zwei Lieder, aber irgendwann ist es auch gut. Und außerdem fühle ich mich als Künstler - na wie soll ich sagen - fähig, ein ganzes Album zu füllen. Das mit Gentleman war ein Vibes-Ding. Der hat Bock drauf gehabt und dann haben wir es gemacht und es war richtig.
Ich hab natürlich auch noch ein Feature mit Promo für das Album gemacht. Das hat aber leider am Ende nicht mehr ins Konzept gepasst. Aber das wird auf alle Fälle noch veröffentlicht. Aber ich finde es cool so wie es ist, der Focus liegt halt auf mir und als Bonbon gibt’s Gentleman und das ist für mich eine super große Ehre.