Der Mittzwanziger Halbrasilianer EDUARDO wuchs in der Kölner Vorstadt auf und spielte schon ab dem elften Lebensjahr in diversen Bandprojekten Gitarre. Als er dann schließlich bei der 1zu1-Band die Rhythmusgitarre und den Backgroundgesang übernahm, entwickelte er außerdem die Leidenschaft eigene Riddims am heimischen Computer zu kreieren und eigene Reggaetunes in deutscher Sprache zu schreiben. Eduardo @ 1 zu1 |
Seine Markenzeichen sind seine gepresste, nasale Singstimme, sein melodischer Singjaystyle und seine emotionalen Texte bei denen er versucht, nicht einfach seine jamaikanischen Vorbilder zu übersetzen, sondern seine eigene Identität in der gegenwärtigen Gesellschaft auszudrücken.
Nachdem der Kölner Newcomer- Artist Eduardo vor einiger Zeit zum ersten Mal auf dem „Dancehallfieber 4“- Sampler in Erscheinung getreten ist, präsentiert er uns seine Musik nun in Albumlänge. Das Promoalbum „Ehrlich gesagt.“ wird ab April übers Internet bestellbar sein.(www.1zu1-music.de)
BigUp: Wie kamst du zu Reggae? Wie und wann hast du mit der Artist- Sache angefangen?
Eduardo: Ich war schon immer musikalisch aktiv. Mit 16, 17 bin ich auf Reggae gestoßen- Marley, Tosh und Alpha Blondy. Summer Jam ist ja auch nicht weit und als ich dann 2000 für einen Kurzurlaub in Port Antonio/Jamaika war, hat mich Dancehall infiziert.
Ich hab dann mit u.a. meinen Kumpels Carl (Junior Carl/PowPow) und Paul versucht selbst ein Reggae- Ding aufzuziehen. Wir haben Riddims gebaut, Texte (schon immer auf deutsch) geschrieben, ein Bandprojekt gestartet („Chillen“). Doch so richtig kam die Sache erst mit dem 1zu1- Soundsystem ins Rollen. Als der Sound sich aufgelöst hat, hab ich dann mit meinen bisherigen Erfahrungen das Artist- Ding gestartet, so ungefähr 2004.
BigUp: Was versuchst du mit deinen Texten den Leuten nahe zu bringen?
Eduardo: Für mich ist es wichtig, das Herz der Zuhörer zu treffen. Sachen anzusprechen die tief im Inneren sitzen, aber jeder mal erfahren hat. Das wichtigste aber ist: „Give thanks and praises“.
BigUp: Ist es schwer als deutschsprachiger Newcomer- Artist sich auf dem Markt durchzusetzen bzw. überhaupt auf den Markt zu kommen?
Eduardo: Also, ich denke wenn eine Sache vom Ansatz her gut ist, man dafür kämpft und realistisch bleibt, kann man sich immer durchsetzen. Man braucht nur die nötige Ausdauer. Was meine Erfahrungen betrifft: Der Start war für mich überraschend. Mein Tune „Die Zeit kommt“ wurde von DHF sofort genommen, obwohl er von der Machart deutlich aus dem Rahmen fällt- nix mit Ganja, Party oder Politik. Ich bekomme sehr viel Unterstützung von Lazy Youth, der mit mir jetzt das Promoalbum gemacht hat. Aber ich denke ich hab mir noch nicht wirklich einen Namen auf dem deutschsprachigen Reggaemarkt gemacht- keine 7 Inch, keine größeren Bookings. Ich mach hier und da was im kleinen und gebe mir dabei Mühe.
BigUp: Wie siehst du für dich die Entwicklung des Reggae?
Eduardo: Reggae entwickelt sich eigentlich immer schnell und unvorhersehbar. Ich denke aber, dass sich vor allem gutes und durchdachtes Songwriting immer durchsetzen wird.
BigUp: Köln als Reggae- Hauptstadt- Welche Argumente sprechen dafür?
Eduardo: Gentleman, PowPow, Kingstone, Fireball, Rootdown, Riddim, Summer Jam und BigUp :)… Ich vergesse oft wie gut wir es hier haben. Ich denke durch diese Gründe ist die Messlatte ziemlich hoch gesteckt. Wir bauen hier keinen Scheiß, wenn hier jemand mit Reggae anfängt geht er ins Prince, ins Studio (Filmhaus ja leider nicht mehr)und lässt sich inspirieren. Da haben z.B. schlechte Sounds kaum ne Chance.
BigUp! Aber du hast ja bereits einige deiner Songs auf Compilations veröffentlicht bzw. als Feature Artist bei Projekten/Tunes mitgewirkt,oder?
Eduardo: Ja, wie gesagt: „Die Zeit kommt“ auf DHF 4, dann noch die frühere Version von „Meine Crew“ auf dem „Fire Inside2“- Sampler von Bonnboommusic und ein Feature bei der Band Lebenswege, das auf deren letzten Album und auf einer Riddim- CD erschienen ist.
BigUp! Welche Themen sprichst du auf deinem Promoalbum an? Verarbeitest du auch persönliche Erfahrungen mit deiner Musik?
Eduardo: Es kommen sehr verschiedene Themen vor: Politricks, Freundschaft, Liebe, Probleme u. a…
Aber meistens gehen die Texte bei mir in die emotionale Richtung. Da stecken natürlich auch oft persönliche Geschichten hinter bei denen die Musik für mich als Ventil dient. „Als ich wieder Licht sah“ ist für mich bisher das persönlichste Lied. Manchmal überspitze ich aber auch Sachen spielerisch, wie bei „Wiedersehen“ oder „Geh deinen Weg“.
BigUp! Du bist Halbbrasilianer - hast du auch Erfahrungen dort sammeln können? Wie sieht es dort mit der "Reggaeszene" aus?
Eduardo: Reggae hat in Brasilien seit Jahrzehnten einen festen Platz, ist fast schon so was wie Volksmusik. Gilberto Gil, Brasiliens Kulturminister und Vorzeigemusiker trägt Dreadlocks und hat u.a. bereits in den 70ern mit seiner brasilianischen Version von „No woman no Cry“ Erfolge gefeiert. Andere Vorzeigereggaebands sind „Tribo de Jah“ und „Cidade Negra“. Es gibt aber auch wahnsinnig viele junge Reggaebands.
Zu meinen Erfahrungen: Als ich das letzte Mal dort war hatte ich u.a. einen Gastauftritt mit Djambi, einer Reggaeband aus Curitiba. Das war mal ne große Erfahrung: An Heiligabend gab es dort ein Reggaefestival, bei dem ich mit Djambi als letzter Act um 7.00 morgens aufgetreten bin. Ansonsten ist auf meiner CD eine Combination mit dem brasilianischen Reggaesänger Makoto.
BigUp! Wie sehen deine musikalischen Pläne für die Zukunft aus?
Eduardo: Ich werde noch mal einen Gastauftritt beim nächsten Lebenswege- Album haben. Weiteres steht allerdings noch nicht konkret fest, erst mal gucken was die Leute zur CD sagen. Auf jeden Fall werde ich mich nicht ausruhen.
BigUp! Du trittst auch öfter mit Band auf?.... arbeitet ihr zusammen?
Eduardo: Ja, die 1zu1- Band. Wir proben regelmäßig und hatten in der Formation schon einige Auftritte. Ich mache gleichzeitig Soloauftritte bei Sounds und halt richtige Konzerte mit Band, je nachdem was möglich ist.
BigUp! Wie lange hast du an deinem Album gearbeitet?
Eduardo: Das erste Lied liegt schon zwei Jahre her, aber da hatte ich noch nicht den Plan ein Album zu machen. Konkret haben wir seit letztem Jahr Mai dran gearbeitet, also ungefähr ein Jahr. Ich konnte allerdings nicht alles auf einmal machen, weil ich nicht so viele Riddims am Start hatte, das hat sich nach und nach ergeben.