Frage: Ihr mischt deutsche und englische Texte, hat das mit Reggae zu tun oder ist das allgemein Ausdruck unserer Zeit? Geht manches besser auf Englisch?
I-Fire: Texten ist, wahrscheinlich einfach weil man es gewohnt ist über die Medien, einfacher auf Englisch. Da wir aber nicht Gewohnheiten bedienen wollen, sondern eine Message rüberbringen, die, wie wir an der Kritik der Riddim gesehen haben, ohnehin schwer genug zu vermitteln ist, schreiben wir meistens lieber auf der Sprache, die wir am besten beherrschen –also Deutsch.
Frage: Ihr habt keine Gewalt, keinen Sexismus oder dancehalltypische beleidigende, bspw. homophobe Elemente in den Texten und seid trotzdem kräftig auf Attacke. Ist das in dieser Musikrichtung eine Gratwanderung?
I-Fire: Nein, unsere Texte sind unsere Meinung. Keiner von uns ist gewalttätig, grundsätzlich beleidigend oder gar homophob, und daher wird dies auch nicht in unseren Texten verbreitet. Trotzdem bietet auch unser Leben genügend Negatives, was es sich zu attackieren lohnt, aber dies ist keine Gratwanderung sondern ein Zustand der in unseren Köpfen vorherrscht. Deutschsprachige Dancehallmusik ist da auch noch nicht so "weit". Während es im deutschsprachigem Rap mittlerweile ja eine große Zahl an Gangsta-Rappern und Bitches gibt, hält sich das im Reggae-Dancehall-Bereich noch ziemlich in Grenzen.
Frage: Wer schreibt die Songs und wer die Texte?
I-Fire: Was die Texte angeht, schreibt jeder das was er singt, zumindest in 99% der Fälle. Passagen die von mehreren gesungen werden, schreibt einer oder auch mal alle Sänger zusammen. Ghostwriter gibt es nicht. (Lachen) Die Instrumentale entstehen dagegen auf unterschiedliche Arten und Weisen. Mal hat sich einer schon das komplette Stück im Vorfeld überlegt, und manchmal entsteht etwas aus dem Jammen heraus.
Frage: Was unterscheidet euch von Seeed, Gentlemen, Culcha Candela, Ohrbooten usw.? Nerven die Vergleiche?
I-Fire: Alles und nichts. Wir sind alle Musiker im selben Genre. Bei dem einen existieren vielleicht Parallelen im Style, bei dem anderen in der Message, vielleicht sogar in der Anzahl der Musiker, usw. Trotz all dieser Parallelen sind wir Individuen, geprägt von unzähligen Einflüssen und Erlebnissen. Da wir weder Ghostwriter haben, noch uns von irgendeinem Produktdesigner in eine Form pressen lassen müssen, ist das alles, was unsere Musik ausmacht. Und ja, die Vergleiche Nerven! Es liegt aber auf der Hand, dass sie gestellt werden.
Frage: Ihr habt viele Bekannte in der Musikszene, mit wem habt ihr schon zusammen gearbeitet? Oder auch anders herum, mit wem würdet Ihr gerne zusammen arbeiten?
I-Fire: Individuell haben wir alle viele Freunde im Musikgeschäft. Mit Lilian Gold haben wir für die neue Platte gearbeitet und das war genial, so was kann in der Zukunft öfter mal passieren. Naja, da meistens die Zeit fehlt, noch mehr Leute zu organisieren, haben wir für unsere Studio-Produktionen bisher relativ wenig Gäste am Start gehabt. Für unsere Videos und einige Shows haben wir z.B. mit Pat (Sohn von Jamaica Papa Curvin) für die Bob-Marley Remember-Show und die X-mas Show mit Papa Curvin und vielen anderen gearbeitet. Aber features haben wir meistens in den Solo-Projekten, in denen man sich auch zeitlich besser miteinander absprechen kann.
Frage: Mainstream ist bei Euch nicht gerade angesagt. Im Gegenteil scheint es euch zu gefallen etwas eigensinnig, alles in Eigenregie zu machen? Ist das gut getarnter erfektionismus?
I-Fire: Das, was wir selber machen können, machen wir selber. Mit Perfektionismus hat das nicht viel zu tun, einige Sachen hätten wir gerne perfekter, nur fehlt dafür das Geld. Andere Sachen, wie zum Beispiel unser Auftreten, sollen nicht perfekt sondern glaubhaft sein. Je höher man sich die Ziele steckt, desto mehr muss man leisten und die Qualität sollte dabei nicht abfallen. Bei uns geht es da letztendlich nicht um Perfektionismus im Detail, sondern um das, was wir wirklich sind: 9 Leute, die sich über die Musik gefunden haben und durch diese angetrieben sind, damit weiterzumachen. Und einige Aufgaben habe wir in letzter Zeit auch abgegeben.
Frage: Welche sind denn das und warum habt Ihr die abgegeben?
I-Fire: Das erste, was wir uns gesucht hatten, war eine Booking-Agentur, um nicht nur in Hamburg und Umgebung zu spielen. Es kamen dann weitere Aufgaben auf uns zu, die wir gar nicht alleine bewältigen konnten, wie z.B. der Vertrieb des ersten Albums, sowohl deutschlandweit in den CD-Läden als auch in den Onlineshops. Sobald man mit einer Band ein Album veröffentlicht und viele Auftritte spielt kommen diverse Aufgaben und damit Agenturen dazu, die nötig sind, um das Ganze zu bewerkstelligen.
Interview mit I-Fire
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