Image Angekündigt als „das italienische No. 1 Soundsystem“ gaben sich One Love Hi Pawa, nach LP International im Oktober, in Bremen die Ehre und versuchten ihr Glück mit dem Bremer Publikum. Der Ting!Club holte den renommierten Export aus dem Süden am Samstag, den 6.10, in den Norden und gab Reggae-Liebhabern in der Umgebung eine gelungene Möglichkeit, das Tanzbein zu schwingen.

Fotos und Bericht von Juliane W.

Es ist das übliche Bild, wenn man das Ting! vor 1 Uhr betritt: Die Theke dient als Sammelstelle von ca. 30 Menschen, die sich an ihre Getränke klammern und auf die leere Tanzfläche starren. Man unterhält sich, trinkt ein Bier und lässt sich von der Selection des Support-Sounds berieseln. Mein Blick schweift durch den Club - Hier und dort sitzen Männer und Frauen, die nicht viel Notiz von KangaRoots Sound aus Hamburg nehmen. In Einzelbesetzung wird versucht, die Menge mit Roots und Ganja Tunes ein wenig an zu heizen. Man merkt nichts von anheizen, man sitzt und wartet. Aus den Boxen dröhnt „Blaze di fyah“, aber das funktioniert irgendwie noch nicht. Ein Einzelner traut sich auf die Tanzfläche – aber da ist er auch schon wieder an der Theke. Das Ganze dürfte wohl eine halbe bis eine ganze Stunde dauern. Langsam kommt das Problem der Überfüllung in Thekennähe auf. Gezwungenermaßen schieben sich die Leute in Richtung Tanzfläche, immer noch mit Bier in der Hand und ohne Bewegung in den Beinen. Einzelne Mutige lassen sich zum Tanzen hinreißen. Szenenwechsel um 1.30 Uhr: One Love Hi Pawa erklimmen das Podest und die ca. 70 Leute drehen vielleicht zum ersten Mal an diesem Abend ihre Köpfe. Lucianos Dubplate als Opener bringt die Hälfte des Clubs auf die Tanzfläche und die erste Hürde scheint schon überwunden. Ein wenig Patriotismus durchzieht die gesamte Show von den Römern – Albarosie kommt zum Zug und weil es so schön war, im Laufe des Abends nochmal. Die, die auch dann noch nicht verstanden haben, dass Albarosie und One Love Hi Pawa aus dem gleichen Land kommen, werden gerne abermals aufgeklärt. Diese Wiederholung stört aber nicht, ganz im Gegenteil – „Babylon dem thieve mi herb“ hört man aus der einen oder anderen Ecke schallen. Der Italiener reiht sich harmonisch ein zwischen Damian Marley, Anthony B und Perfect. Sein „Hand Cart Boy“ lässt das Publikum mitsingen und langsam könnte man meinen, die Tanzfläche füllt sich. Auf dieses wirklich schön zusammengestellte aber leider nie enden wollende Roots-Set folgt das, worauf viele gewartet haben – One Love Hi Pawa packen ihre Dancehall-tunes aus. Schade nur, dass ab 2 Uhr immer wieder Probleme mit dem Sound aufkommen, die Nadel des Plattenspielers überdurchschnittlich laut über die Platte schrammelt und die Übergänge zwischen den Tunes unsauber wirken. Irgendwas läuft schief mit der Musikanlage. Das Publikum zeigt sich von diesen Problemen jedoch eher unbeeindruckt. Der Wipe Out Riddim bringt den Club zum Kochen und spätestens bei Matterhorns „Dutty Wine“ oder Mr. Vegas „Hot Fukk“ traut sich auch der letzte Tanzmuffel auf die Tanzfläche. Kurz nach 3 Uhr wird eine kleine Roots-Selection eingelegt um sich ein wenig zu erholen. Die Tanzfläche wird wieder leerer, alle haben kurz Zeit, sich etwas zu Trinken zu bestellen um beim March Out und Heavenly Riddim wieder fit zu sein. Im Endeffekt war es ein angenehmer Abend, der aber durch die technischen Probleme und das lange Roots-Set am Anfang an Intensität und Leichtigkeit verlor. Doch um One Love Hi Pawa mal live zu sehen, nimmt das mit einem Naserümpfen in Kauf.