Image Wie jedes Jahr wurde auch diesmal der beschauliche bayrische Ort Übersee Mitte August, dieses mal vom 17-19, zum Schauplatz des Chiemsee Reggae Summer mit weit über 20.000 Besuchern. Obwohl das Festival aufgrund von Regenfällen an den Anreisetagen, Donnerstag und Freitag, seinem Ruf als Schlammschlacht auch diesmal von Anfang an gerecht zu werden drohte lockten die hochkarätigen Acts auch bei der 13 Ausgabe Besucher aus allen Regionen an.
Fotos und Story von Andi Bäumler

Chiemsee Reggae Summer 2007 Bericht:

Bei bewölktem Wetter eröffnete am Freitag Stitchie, der den Platz von Richie Spice, der aufgrund von Visaproblemen seine komplette Festival Tour in Europa absagen musste, mit einer guten Performance das Festival, allerdings füllte sich das Feld, wohl aufgrund seines geringen Bekanntheitsgrades, insbesondere beim größtenteils sehr jungen Publikum, erst beim darauf folgenden Auftritt von Mono & Nikitaman. Diese begeisteren die Massen mit ihren bekannten, deutschen Dancehall Texten. Anschließend lieferte Capleton eine gewohnt Energiegeladene Show und wurde seinem Namen als Fireman mehr als gerecht. Um Kurz vor 22:00 Uhr  erwartete insbesondere alteingesessene HipHop Fans ein echtes Highlight. Nach siebenjähriger Pause sorgte Freundeskreis mit Joy Denalane mit bekannten Hits wie Esperanto für Gänsehautstimmung vor der prall gefüllten Wiese vor der Hauptbühne. Den Abend beendete auf der Hauptbühne Alpha Blondy, der schon häufiger am Chiemsee zu Gast war, mit einer gewohnt guten und musikalisch hochwertigen Performance.
Während und auch nach den Hauptbühnen Shows wurde auch in der Zeltbühne bis spät in die Nacht gefeiert. Hier begeisterten unter anderem die acht Ingolstädter von Ras Dashan, Ska Altmeister Dr. Ring Ding und House of Riddim feat. Mellow Mark & Natty Flo die Besucher.

Der Samstag startete um 12:00, bei weiterhin mittelmässigem Wetter, mit, für diese Uhrzeit ungewöhnlich großem Zuschaueransturm, bei Jahcoustix & Dubios Neighbourhood. Weitere Acts des Tages waren die Nigerianerin Nneka, die 10 verrückten Franzosen von Babylon Circus die mit ihrer Mischung aus Ska und anderen Musikstilen die Menge zum springen brachten, Jah Mason der den Platz des verhinderten Freddie McGregor einnahm, die Dancehall Combo Ward21, sowie Roots Legende Macka B. Den Abend beendeten Lokalmatador Hans Söllner mit gewohnt kritischen und unterhaltsamen Texten und danach Gentleman, der einen Vorgeschmack auf sein neues Album „Another Intensity“ gab und mit einer Mischung aus alten und neuen Liedern die Massen begeisterte.
In der Zeltbühne gab es Nachmittags Medassi, Santeria & The Porn Horns und Sebastian Sturm zu sehen. Gegen Abend war das Zelt bei Deichkind prall gefüllt auch wenn sich die Frage was eine solche Band auf einem Reggae Festival zu suchen hat nicht vermeiden lässt. Im Weiteren Abendverlauf performten außerdem noch Boundzound, das Solo-Projekt des Seeed Mitglieds Demba Nabé, Roots Prophet Elijah Prophet zusammen mit Utan Green und als Abschluss die Münchner Combo von Les Babacools.

Der Sonntag wurde von den Italienern von Franziska, die sich beim European Reggae Contest 2007, einige Wochen zuvor am Rototom durchgesetzt hatten begonnen, wurde aber bald durch einen Brand von 2 Lagergebäuden des Wasserwirtschaftsamtes in der Nähe des Eingangs überschattet, der eine vom ganzen Festivalgelände aus sichtbare, schwarze Rauchwolke auslöste. Die Feuerwehr konnte den Brand nach etwa einer Stunde unter Kontrolle bringen, ob es sich um Brandstiftung oder einen Unfall handelt ist noch nicht geklärt. Nach dieser ersten Aufregung zeigten die Lokalhelden Sunrise Tribe vom Chiemsee Westufer bei strahlendem Sonnenschein einen mitreisenden Auftritt und brachten die Massen zum tanzen. Darauf folgte eine gute Performance von Martin Jondo. Am späteren Nachmittag begann es leider wieder stark zu regnen, was die Reihen beim, musiklisch starken, Auftritt vom Sergent Garcia nahezu vollständig lichtete. Aufgrund der, wie jedes Jahr, nicht vorhandenen Maßnahmen gegen die extremen Regenfälle stand der Schlamm innerhalb von kurzer Zeit fast überall Knöchelhoch und machte ein angenehmes Feiern für die Meisten Besucher unmöglich. Allerdings schafften es dann die Müncher Hip Hopper vom Blumentopf bis zur Mitte ihrer Show wieder eine Menge Besucher aus ihren Zelten zu locken und so stand einer, wenn auch etwas schlammigen, Party Safari nichts mehr im Weg. Danach lieferte der 80er-Jahre Deejay Winston Foster, besser bekannt als Yellowman eine Mitreisende Show, gefolgt von einem gutem, aber leider über weite Strecken wenig gewürdigten, Auftritt des inzwischen 62-Järigen Max Romeo. Einen schönen Abschluss des Festivals bildete am späten Abend Jimmy Cliff mit Klassikern die Junge wie Alte Besucher bewegten.
Im, an diesem Tag, aufgrund des schlechten Wetters, meist gut besuchten Zelt begann das Programm um 15.00 Uhr mit den zehn Hamburgern von I-Fire. Im weiteren Verlauf performten Matrin Zobel, Posaunen Legende Rice Rodriguez mit Soulfood International, die Irie Revoltés, mit einer ausgezeichneten Show, die Ohrbooten, sowie die Sunshiners von der südpazifischen Insel Vanuatu. Mit Yellow Umbrella startete um kurz nach 3:00 der letzte Act des Festivals für alle die noch tanzen wollten und konnten.
Leider kam es aufgrund des schlechten Wetters, das viele Besucher zu einer früheren Abreise bewegte zu Problemen bei der Organisation der Heimreise. So war der erste Sonderzug am am frühen Montag morgen restlos überfüllt, da viele nicht Besucher nicht noch eine weitere Nacht im Schlamm verbringen wollten. Aufgrund der unerwarteten Übfüllung mussten viele Abreisende mehrere Stunden auf den nächsten Zug warten.

Positiv bleibt anzumerken, dass das Festival dieses Jahr meist sehr friedlich verlief und auch die Organisation, bis auf die unerwarteten Probleme bei der Heimreise, sehr gut war. Auch die Polizeipräsenz schien im Vergleich zu den letzten Jahren leicht zurückgegangen zu sein.
Leider wurde es auch diesmal wieder versäumt etwas gegen den Schlamm zu unternehmen, es scheint als wollen die Veranstalter nicht aus den Problemen der letzten Jahre lernen.

Insgesamt ein ordentliches Festival, insbesondere für jüngere Besucher, für erfahrene Festivalgänger, die auch eine längere Anfahrt nicht scheuen, gibt es allerdings im deutschen und nahen ausländischen Bereich weit bessere alternativen.(AB)