Weil irgendwann auch jedes noch so schöne Konzert sein Ende findet, nicht aber die Laune weiter zu feiern, beschlossen wir, den Abend mit Dancehall, Soca and Conscious Vibes von den Hamburgern Silly Walks im Sir Benni Miles Zelt ausklingen zu lassen. Dieses Zelt ist übrigens immer wieder ein Erlebnis, ist es doch mit keinem Regular Dance der Soundsystems zu vergleichen. Würde es ein Stimmungsbarometer geben, so würde es mit Sicherheit die kritische Höchstmarke erreichen!Am Samstag jagte ein Highlight das Nächste. Als Erstes ein fettes „Sorry“ an die Bands, die hier nicht ausführlich berücksichtigt wurden und ganz sicher auch gute Shows lieferten (Jahcoustix, Famara, Yellow Umbrella, Tokyo Ska Paradise Orchestra, Sergent Garcia, Amadou & Mariam, Black Uhuru, Groundation, Barrington Levy, Half Pint, Spectacular und Patrice). Interview- und Pressetermine, sowie die zeitlichen Überschneidungen machten uns eine komplette Berichterstattung unmöglich.
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Dafür gelang es uns, im Backstage einigen Artists unsere Fragen zu stellen, unter anderem auch „King“ Yellowman.  Dieser lieferte am frühen Abend eine grandiose Show ab. Wie ein Wirbelwind fegte er über die Bühne und oft hatte man den Eindruck ihn nicht mehr bremsen zu können. Sichtlich voller Freude nach Jahren wieder einmal Gast auf dem Summerjam zu sein, strotzte er nur so vor Power, was alles Munkeln um Krankheit und Rückzug verstummen ließ. Der Auftritt dieser Legende - schließlich ist er der Erfinder des Dancehall - war einer der besten dieses Jubiläumsjams!!!  
Chuck Fender trat nach Beendigung seiner Zusammenarbeit mit 5th Element und der dazugehörigen Crew alleine auf. Seine Tunes wie „It s all about da Weed“ oder „I Swear“, die schon bei unzähligen Dances die Massen bewegt hatten, schlugen live ein wie Bomben. Die Massen tobten förmlich, forderten mehrfach Pull up, schwenkten ihre Fahnen und man sah nur noch wippende und tanzende Menschenmengen, die auch für den Rest des Konzerts noch aufs Beste von Chuck Fender unterhalten wurden. Eher enttäuschend folgte danach sein ehemaliger Kollege Anthony Cruz, der sich mit seinen Lovers Tunes zwar mit Sicherheit in die Herzen der einen oder anderen Lady sang, aber an Power wenig zu bieten hatte. Auch Jah Mason und Richie Spice waren nicht in Höchstform, was der Laune des Publikums aber nichts anhaben konnte. Denn bei den Big Tunes dieser Artists, die sie unter anderem über die Riddims lokaler Produzenten performten, feierten die Festivalbesucher mit Begeisterung. Das absolute Highlight des kompletten Festivals, lieferte Kölns Local Artist Gentleman mit seiner knapp zweistündigen Show bei seinem Auftritt am Samstagabend. Beeindruckend neben dem Aufgebot an Gast-Artists auf und vor der Bühne waren vor allem auch die vielen Menschenmassen, die sich diesen Auftritt nicht entgehen lassen wollten. Ein Auftritt den man schwer beschreiben kann, den man einfach selbst erlebt haben muss. Nur soviel - das war mit Sicherheit Gentleman von seiner besten Seite und eben einmalig!!!
Pow Pow Movement, Sentinel Sound und David Rodigan sorgten für den zweiten Hexenkessel des Samstags! Im fast stündlichen Wechsel der drei Sounds gab es kein Halten mehr für  Dancehall Bwoys und Gyals: Tröten, Signalhupen, Torch, Pfeifen und Tanzen bis in den frühen Morgen!!! Einfach Hammer!! Besonders erwähnenswert an dieser Stelle auch nochmal der spektakuläre Stagedive von Pow Pows Mr Brown mitten in die Menge!
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Am letzten Tag des Festivals konzentrierten wir uns auf einige wenige Acts, denn wie es bestimmt jeder kennt, der schon einmal beim Summerjam war: irgendwann machen die Energiereserven schlapp. So sahen wir am Sonntag eher gemütlich sitzend (sorry!) den Auftritt von Zoe mit ihrer Kölner Begleitband The Okada Supersound. Mit ihrem Mix aus Jazz, Soul und Reggae schaffte es die bildhübsche Sängerin, schon am frühen Nachmittag und trotz starker Hitze die Fans auf ihre Seite zu ziehen. Voller Spielfreude zeigten sich auch die Okadas, die Zoes Tunes perfekt umsetzten und der energetischen Liberianerin den gebührenden musikalischen Rahmen gaben. Nachdem wir vor wie nach Zoe einige Bands ausgelassen hatten (The Stingers Ax, Saloniki Surfers, Les Babacools, Ohrbooten, Noiseshaper und zum Teil Nosliw), war eines noch Pflicht: Das gemeinsame Konzert der drei Reggaeveteranen und  -grössen Gregory Isaacs, Frankie Paul und U-Roy. Einmalig, diese drei „alten“ Herren zu erleben. Witzig, faszinierend und der absolut lebende Beweis dafür, das Roots Reggae noch längst nicht auf dem Abschiebegleis steht.
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Den Sonntagabend eröffneten die Jungs von Ward 21, die ihren Erstauftritt beim Summerjam hatten, in bester Dancehall-Manier. Was diese Jungs auf der Bühne verbreiteten, gleicht einem Actionfilm. In ständiger Bewegung wuselten die Vier über die Bühne, kletterten auf Boxentürme, sprangen in den Fotograben oder in die Menge und flirteten dabei aufs feinste mit den Ladys im Publikum. Durch witziges Entertainment banden sie auch perfekt die Fans mit ins Programm ein. So etwa bei der Frage nach einer „Jamaican Flag“ oder einer „Dancehall Queen on Stage“, die sie auch prompt bekamen. Für alle Dancehall-Liebhaber war dies bestimmt die Krönung des Tages. Die weiteren Auftritte des Abends von Anthony B, Tanja Stephens und Alpha Blondy, der das Festival beendete, sahen wir aus oben bereits erwähnten Gründen leider nur zum Teil.
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Somit endete (mit Feuerwerk) auch dieses Festival und an dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an Organisatoren und Veranstalter fürs Unterstützen bei unserer Arbeit. Ein Jubiläumsfestival wie es besser nicht hätte sein können!!!!!! So bleibt nur noch auf nächstes Jahr zu warten.(CW)

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