Okada Supersound Schon lange kursiert im-, und ausserhalb des weltweiten Netzes ein Gerücht, daß fleissig an der Debut-Platte der Kölner Backing Band "OKADA" geschraubt wird. Und dann ist sie plötzlich da - und das in ganz anderem Gewand, als man eine Debut-Platte einer bis dato als Reggae Backing-Band bekannte Truppe erwartet hätte. www.myspace.com/okadaallstars

 

Kein Zusammenklauben von Jamaikanern, die im schlimmsten Fall halbherzig Riddims voicen und die Platte anschließend genau aus diesem Grund für immer und ewig in den Discographien der Welt verstauben. Ganz anders kommt OKADA um die Ecke - der Titel der Platte "The Police in Dub" schürt Neugier, und auch der Projektname "DubXanne (backed by OKADA) mutet eher bescheiden und geheimnissvoll an.

Über all das und viel mehr konnten wir mit den 4 Beteiligten in deren Homebase (dem Studio des Keyboarders & Produzenten Guido Craveiro) direkt sprechen, und vorab: die klärenden Antworten seitens OKADA haben nur noch mehr Interesse geschürrt, statt unsere eh schon stark vorhandene Neugier zu befrieden. Wir können es kaum erwarten, wenn es uns diese Saison endlich möglich sein wird, OKADA nun mit dem Eigenen erneut von der Seite zu beäugeln - vielmehr, vermute ich, werden wir ziemlich schnell in der ersten Reihe "mit-raven" wenn OKADA 2008 mit Earl 16 zum Dub Massaker ruft.

BigUp!  Hi Okada, jetzt wo Ihr aus dem Schatten all Eurer Frontleute tretet, müsst Ihr Euch auch kurz vorstellen.
Marcus Macdouall: Mein Name ist Marcus, bin vor einigen Jahren aus Gambia mit Zwischenstation Schweden hier gelandet und geblieben. Bin der Älteste Okada, aber am "jüngsten" dabei - knappe 3 Jahre. Den Bass spiel ich schon Jahrzehnte, anfangs Afro in allen Varianten und Reggae. Und heute spiel ich - hmm, Reggae...
Guido Craveiro:  Ich bedien alles was Tasten hat, bis hin zu Melodica - hin und wieder klopf ich auch auf einem Vibraphon rum. Ich spiel aber alles ein bißchen, manche Sachen erlernt, manche autodidaktisch erworben. Das alles kommt mir zum Glück als Produzent von Okada und Anderen immer wieder zu Gute.. und auch immer mal wieder zum Einsatz! Live hab ich aber mit den Keys genug zu tun.
Mykal: Ich bin eigentlich der einzige richtige Kölner, wenn man Hürth mal eben symbolisch eingemeindet. Ich trommel bei den Okadas, und bin neben Manougazou über all die Jahre mit kleinen Veränderungen das andere Gründungsmitglied.
Manougazou: Ich spiel Hall & Delay und benutz als Quelle dafür ne Gitarre. Wenn andere Sachen gefragt sind, mach ich die aber auch mal, und eigentlich auch gerne. "Normal" geht auch...

BigUp!  Was steckt hinter dem Namen "dubXanne (backed by okada)"?
Manougazou: Irgendwie hat sich das ganze so entwickelt im Laufe der Projekt-Planung mit Echo Beach, unserem Label. Da haben viele Sachen mit reingespielt. Ursprünglich war es als reine Auftragsarbeit für Echo Beach geplant - dann haben wir Okadas, in diesem Falle die Studiomusiker für das gesamte Projekt, immer mehr Einfluss und Präsenz im Projekt gewonnen. Guido unser Keyboarder war ja gleichzeitig auch Produzent. Dann haben wir an den ursprünglich angedachten Projektnamen einfach (backed by okada) angehängt - bzw anhängen dürfen - was uns letztendlich bei der Booking-Arbeit und deren Promotion sehr helfen wird. Und zudem finden wir den Namen echt lustig! Auch wenn er für die Darstellung bei I-tunes & Co vielleicht zu lang ist. Mehr nicht...

 

Okada


BigUp!  Was heißt in dem Fall "Auftragsarbeit"?
Guido Craveiro: Über Manou, der neben dem Delay auch die kleine Musik-Management-Agentur 96degrees macht, ist Nicolai von Echo Beach mit seiner Idee an uns rangetreten. Seit Jahren schon verfolgte er den Plan, in irgendeiner Form an die Originaltapes von the Police zu kommen und das Ganze von einem Mad Professor oder  Manasseh oder ähnlichem dubben zu lassen. Natürlich war es völlig unmöglich an die Tapes zu kommen - geschweige denn, sie wären all die Jahre lichtgeschützt, trocken und mit der richtigen Temperatur gelagert und worden.
Mykal: Und da wir uns bei unseren Konzerten die "OKADA"-Dub Passagen nie nehmen lassen. Da Nicolai das eine oder andere Mal anwesend war, dachte er wohl, wir wären geeignet, The Police nachzuspielen - und Guido dann das Aufgenommene dubbed.

BigUp!  ...und was denkt er jetzt?

Marcus Macdouall: Ich bin mir sicher er denkt wir könnten es! Aber wie Manou anfangs schon sagte - wir haben an Einfluss gewonnen. Und wir haben uns fest vorgenommen, zu interpretieren - nicht zu covern. "The Police in Reggae" Platten gibt es bereits 2-3, bis auf wenige Ausnahmen allerdings alles relativ inspirationslose Cover. Wir haben dagegen unserer Inspiration, welche wir aus dem Kern des jeweiligen Police-Songs gezogen haben, völligen freien Lauf gelassen. Natürlich musste da irgendwie Dub rauskommen. Nicolai war beim ganzen Entstehungsprozess stets auf dem Laufenden und hat uns jeden Tag angefeuert. Er ist sehr zufrieden mit dem Ergebniss - und denkt bestimmt auch, daß wir es anders gekonnt hätten. Ehrlich gesagt bin ich mir da aber gar nicht so sicher,...



BigUp!  Ein Großeil des Albums ist instrumental, dennoch ist das Album auf ganzer Länge von über 70min spannend. Auch ein paar wenige, scheinbar sehr explizit ausgesuchte Features tragen dazu bei. Wie kamen die interessanten Kombinationen zustande?
Manougazou: Auch hier gab es eine intensive Wechselwirkung zwischen Nicolai von Echo Beach und mir. Von meiner - und in dem Fall unserer Seite kommen Benjamin Zephaniah, Big Youth und Jazz'min. Zephaniah ist in England ein Bestseller-Autor, TV-Host bei der BBC und hat lange an einer englischen Uni "Rasta" unterrichtet. Nebenbei war er der Erste, der damals nach dem Tod Bob Marleys die erste Platte mit den Wailers ohne Marley aufnahm. Er ist ein Dub Poet in der Tradition eines Linton Kwesi Johnson - um ihn zu bekommen haben wir einiges unternommen und sind letztendlich mit unserem Equipment in sein Haus bei Birmingham gefahren, um seine Verse aufzunehmen. Mit Big Youth wollten wir unseren Liebling des traditionellen Dub-Djing / Toasting auf der Scheibe haben. Hier mussten wir wirklich hartnäckig dran bleiben, hatten Handy Nummer, eine Verabredung mit Studiotermin, aber zu guter letzt musste dann doch unser schweizer Kollege, Lennart von Gideon, ihn persönlich zu Hause holen und ins Studio "schleifen". Ein lieber Kerl, der Big Youth - bloß eben etwas unorganisiert.
Mit der Jamaikanerin Jazz'min verbindet uns eine schon länger währende Bekanntschaft, sie hat eine Radio-Show im Süden und ist auch als Dub-Poetin unterwegs. Sie haben wir als perfekte Ergänzung für den Song "Wrapped Around Your Finger" gesehen - und schöner hätte es tatsächlich nicht werden können!
Am Anfang der Platte hört man nich kurz Ras Pyton, ein jamaikanischer Freund und Sänger und den leider kürzlich verstorbenen Umoya Sänger Supa T. Eine der letzten Aufnahmen, wenn nicht die letzte, vor seinem tragischen Tod.
Guido Craveiro: Nicolai hat dann noch relativ früh eine alten Bekannten von ihm ins Spiel gebracht, Eased von Seeed. Nicolai gilt ein bißchen als Entdecker, einer der ersten Förderer von Seeed und hatte die Jungs während der ersten beiden Alben in seinem Verlag. Eased hat sehr zügig seine Vocals geschickt, und wir haben daraufhin mit Eased gemeinsam tagelang per Telefon den Song Roxanne von der ursprünglichen Instrumental Version weiter- und zu Ende entwickelt. Eased ist ein fantastischer Sänger und auch seine Arbeitsweise wie sein Perfektionismus haben uns schwer beeindruckt! Ranking Roger kam ebenfalls über Nicolai - Roger hatte 1996 schon einmal ein Feature auf "The Bed's To Big Without You" - mit Sting, der damals den ursprünglichen Police-Song auf eine seiner Sting Solo-Platten packte. Die selben Verse, und ein paar mehr toaste Ranking Roger in unserem Studio auch auf die dubXanne Dub-Version. Earl 16 war ebenfalls eine Idee von Nicolai. Durch die Erfolge von Earl 16 mit den Gruppen Leftfield und Dreadzone Mitte der Neunziger ist Earl ein musikalisch offener und in alle Richtungen fähiger Sänger mit hohem Crossover-Potential. Earl erste Platte kam seinerzeit noch bei Studio 1 raus und er ist auch über all die Jahre bei seinen eigenen Platten dem Reggae treu geblieben, dennoch gehen seine Skills eindeutig über den Tellerrand des Reggaes hinaus - und er hat eine wunderbare Stimme!
Mykal: Mit Earl 16 werden wir das Projekt auch live präsentieren. Earl 16 ist in der Lage mit hohen Entertainment Fähigkeiten die Police Songs live auf seine Art zu interpretieren. Und wer ihn von seinen Shows mit Zion Train oder Dreadzone kennt weiß, er kann auch unsere Intrumental Nummern sehr gut "hosten" und am Bühnenrand einfach "viben".
Marcus Macdouall: Earl ist auch ein netter Zeitgenosse, wir freuen uns sehr auf die Zeit "on the road".

BigUp!  Das klingt alles sehr interessant, ebenso wie eure Platte auch spannend und eigenständig ist. Dennoch kamen mir vor dem Hören und beim Lesen des Infotextes Assoziationen zu den Easy All Stars, die Ähnliches mit Pink Floyd unternommen hatten. Hattet ihr bei dem Erfolg der Easy Star All Stars die kommerziellen Möglichkeiten auch im Hinterkopf?
Mykal: In der Tat machen die Easy Star All Stars "nur Ähnliches". Dub Side Of The Moon ist eine coole Platte - aber unsere Platte ist völlig anders, die Idee von Nicolai eine Dub Scheibe von The Police zu machen ist schon Jahrzehnte alt, vielleicht genauso alt, wie die von den Easy Star All Stars. Ich glaube, es interessiert die Jungs genauso wenig wie uns, wer denn nun als erstes die Idee hatte und wer es als erstes geschafft hat, das dann auch umzusetzen. Eigentlich interessiert es ja auch keinen "da draussen" wirklich, ich glaube die jeweiligen Käufer genießen entspannt die Musik und den Moment genauso wie wir es tun - oder wie es bestimmt auch die Easy Star All Stars tun. Konkurrenzkampf, neid oder Missgunst gibt es bei uns nicht, und bei den Easy Stars ganz bestimmt auch nicht - Musiker sind da viel entspannter als ihr denkt!
Manougazou: Mykal hat völlig Recht - die Frage nach dem kommerziellen Hintergedanken erübrigt sich damit ja auch. Die Easy All Stars sind wohl die Einzigen, die angeblich mit Dub Side Of The Moon eine Verkaufszahl von weltweit 90.000 erreicht haben - wenn das unser Ziel gewesen wäre, hätten wir es sicherlich leichter gehabt, das Ganze der Allgemeinheit zugänglicher zu machen und tatsächlich "The Police In Reggae" oder so zu nennen. Also das Konzept "Kommerz" gab es nicht im Ansatz. Auch bei den Easy Stars bestimmt nicht, er Erfolg kam ja in erster Linie, weil deren Platte & Konzept einfach gut war. "Cover"- oder "Tribute"-Platten in alle musikalische Richtungen gibt es viele, und auch hier überleben nur die stärksten...

BigUp!  Ist das Projekt "dubXanne (backed by okada) als ein Langfristiges gedacht und wie geht es denn bei Euch als Backing Band weiter?
Guido Craveiro: Ideen gehen uns nicht und nie aus. Natürlich haben wir in guter Laune schon öfters über verschiedene Musiken nachgedacht, denen wir gerne einmal unseren Stempel aufdrücken würden. Aber das gibt es eine Reihe von anderen zusätzlichen Abhängigkeiten, als die von der Idee... wir werden sehen!
Marcus Macdouall: Als Backing Band werden wir aber weiterhin und natürlich tätig sein. Zoe hat eine neue Platte und durch ihre englischen Vocals auch ein paar internationale Auftritte, Maxim bringt im Herbst eine neue Platte, die kräftig betourt wird und hin und wieder ergeben sich "Ausnahmen", sowie vereinzelte Riddim-Abende.

BigUp!  Dann freuen wir uns auf das und auch Eure "The Police In Dub"-Shows mit Earl 16. Vielen Dank für das nette Gespräch.
Okada: Danke ebenfalls!

www.myspace.com/policeinndub
www.myspace.com/okadaallstars