Fitta Warri - Action speaks louder than Words Bereits vor einigen Jahren arbeitete der in Kingston-St. Ann/Jamaica aufgewachsene Fitta Warri mit dem Uk Dub Spezialisten Neil Perch (Zion Train) erfolgreich zusammen und verschaffte sich so erstmals in Europas Reggae Szene Gehör. Gemeinsam tourten sie damals durch Länder wie Italien, Portugal, Frankreich, Polen, Kroatien, Belgien, Spanien, türkei und natürlich Deutschland. www.myspace.com/vangardleada |
Doch der Leader of the Vanguard, der vor allem durch seine immer unterschiedlich klingende Stimme und den sozialbewussten Lyrics seiner Songs besticht, ist kein Dub Artist geblieben.
Vielmehr ist er in allen Styles/Genres des Reggae beheimatet , nahm mit diversen Producern neue Tracks auf , wie z.B. seine jüngst erschienenen 7 inch Releases auf dem King Orle und Time X Riddim Selections. Da der gläubige Rasta, der gerade intensiv an seinem 2ten Album arbeitet inzwischen in Köln lebt, verabredeten wir uns in unserer Redaktion um in entspannter Atmosphäre etwas mehr über Fitta Warri und seine Musik zu erfahren.
Big Up!: Fitta Warri, wann hast du mit dem Singen eigentlich angefangen?
Fitta Warri: : Schon in den Achtzigern als ich noch zur Schule ging habe ich immer bei Schul- und Gemeindefesten gesungen. Da war ich so ca. zehn Jahre alt. Mit 14 dann, wollte ich das ganze etwas professioneller angehen und fing an eigene Songs zu schreiben und dergleichen.
Big Up!: Was möchtest du mit deiner Musik erreichen?
Fitta Warri: Mein Ziel ist es, die Jugend anzusprechen, ihnen zu zeigen wie man Richtig von Falsch, Positives und Negatives unterscheidet, um auf dem rechten Weg zu bleiben. Das ist mein Ziel! Ich mache das nicht, um damit einen Haufen Geld zu verdienen wie viele andere Artists/Künstler.
BigUp!: In der Reggae/Dancehallmusic findet man immer häufiger Slackness Lyrics . Was hältst du von solchen Texten? Wie siehst du denn die Entwicklung des Reggaes?
Fitta Warri: Ich unterstütze die Gerechtigkeit, denn die hält eine Nation zusammen. Mit allem was gerecht ist befasse ich mich, eben auch textlich. Ich befasse und befinde mich auf der spirituellen Seite des Lebens und nicht auf der körperlichen. Um dorthin zu gelangen, muss man sich mit Gerechtigkeit auseinandersetzen, deshalb interessiere mich nicht für „ChiChi Man dies oder ChiChiMan das“ -schwul hin oder her, da steh ich drüber!
Originaler Dancehall kommt noch aus der Zeit von Bob Marley musst du wissen. Aber in den letzten Jahrzenten haben viele Dancehalltexte sich in Raggalyrics gewandelt, dabei kann man nicht Raggalyrics als Dancehall bezeichnen. Wenn Burning Spear singt, ist dies für mich immer noch Dancehall. Der Reggae entstand ja in den Dancehalls! Aber es änderte sich einiges, schon so vor 20/30 Jahren, als z.B. Ninjaman und Shabba Ranks mit ihren Slackness-Lyrics ankamen und behaupteten das sei Dancehall! Nein, Dancehall ist die Wurzel der Musik. Die Leute ändern die Songs einfach, wie Bounty Killer oder Elephant Man und sagen das ist Dancehall. Aber für mich ist Dancehall Bob Marley und Peter Tosh etc.
Big Up!: Für dich ist also Dancehall sozusagen vorrangig der Ort wo Reggaemusik gespielt wird? Und da eben die die ersten Reggaeartists dort auftraten ist Rootsreggae auch gleichzeitig Dancehall für dich?
Fitta Warri: Ja, genau
Big Up!: Du wirst auch der „Leader of the Vanguard“ genannt, was bedeutet das?
Fitta Warri: „Fitta Warri“ ist ein Wort aus dem äthiopischem und ist ein Titel aus der amhärischen Sprache, was bedeutet: Leader of the Vanguard bzw Anführer der Vorhut. Diese ist wie eine Armee von Soldaten . Man könnte also auch Armee sagen, aber ich möchte diese Wort nicht benutzen , so wie andere das tun. Um zu zeigen das ich anders bin, sage ich deshalb FittaWarri- Leader of the Vanguard, denn das bedeutet es auch.
Big Up!: Also bist du sozusagen eine Art musikalischer Soldat?
Fitta Warri: Ja, aber nicht nur Soldat sondern auch Anführer für den Kampf auf dem „Musikschlachtfeld“. Ich gebe die Richtung vor in allen möglichen Gesangs/Stimmstilen. Meine Waffen sind das Wort, und die musikalische Power. Manchmal klinge ich wie Anthony B, ein andermal hör ich mich wie Capleton an. Ich erzwinge das aber nicht, es passiert ganz einfach.
Big Up!: Wie zuvor schon angesprochen gab und gibt es ja eine Entwicklung im Reggae. Was hat sich verändert und fällt dir besonders auf?
Fitta Warri: Es fällt mir schwer es zu sagen, aber Reggae ist total kommerziell geworden. In Jamaika gibt es eine Menge guter Conscious Sänger, die aber nicht unterstützt werden wenn sie nicht auch Bling Bling etc singen oder Videos mit nackter Haut vorweisen können. Lässt man sich darauf nicht ein bekommt man auch keine Plays bei den Radio und TV Stationen. In der Reggaemusic herrscht einfach ein Ausverkauf im Moment!
Big Up!: Denkst du, das liegt zum Teil auch an den Artists wie z.B. Sean Paul, Elephant Man usw.? Videos und Songs von ihnen laufen ja überall rauf und runter...
Fitta Warri: Schuld daran haben sind nicht die Artists! Die Schuld gebe ich den Köpfen, denen die das Geschäft kontrollieren. Denen muss man die Schuld geben. Es gibt so viele gute Künstler, aber es wird favorisiert. Es ist fast wie in der Politik. Ich verurteile deshalb nicht andere Künstler, sondern die, die nur solche Songs pushen und fördern. Die Leute verschliessen sich dem Consciousness.
Big Up!: Wie kommt es dann, dass solche Lyrics und solche Musik mehr verbreitet wird? Meinst du es ist eine Vorgabe durch das Management der Artists?
Fitta Warri: Ja , es ist oft das Management das vorgibt was getan , gesungen wird. Wenn sie wollen dass Slackness-Texte gesungen werden, müssen alle Artists mitziehen, denn die wollen ja Geld verdienen. Wenn die Manager wollen das dies oder jenes nicht gesungen wird, muss das geändert werden oder jemand anderes bekommt die Chance!
Big Up!: Du hast ja nun schon mit ziemlich vielen Artists zusammengearbeitet oder bist mit ihnen aufgetreten. Wer ist/war da dein Favorite?
Fitta Warri: Ganz klar: Luciano und Everton Blender! Die beiden sind wie Ikonen für mich! Ich liebe ihren Style. Sie singen nicht nur einfach irgendetwas sondern leben das gesungene auch so aus bzw. handeln danach.
BigUp!: Du hast ja im letzten Jahr „Sababa Vibes“ released . Verrat uns doch ein paar Details!
Fitta Warri: Sababa Vibes enthält 17 Songs, genau genommen 18 plus Intro. Sababa heisst soviel wie: Irie, oder cool! Es kommt aus der Ebu-Sprache. Als ich 2005 in Israel auf Tour war, hab ich dieses Wort gehört und es hat mich irgendwie fasziniert. Sogar meinen hier in Deutschland geborenen Sohn habe ich so genannt.
Auf der Platte sind alle Seiten der Reggaemusic vertreten: die rauhe, die coole, der lovers -part, und auch die Warriors werden nicht vergessen. Ich sage bewusst Warriors und nicht Gangster oder Bad Man. Das Album wurde von Zuluman vom Liontribe Label veröffentlicht. Ich bin ihm sehr dankbar dafür, auch wenn einige Leute das Mastering kritisieren. Dies ist auch berechtigt, denn es ist leider nicht 100%ig.
Aber ich mag es, die Songs live zu performen! Die Lyrics sind alle so unterschiedlich auf Sababa Vibes, weshalb sie nicht vergleichbar mit einem regulärem Song von Capleton oder Sizzla sind. Auf dem Album gibt’s Fitta Warri Vibes, Sababa Vibes! Check it!
BigUp!: Was für eine Message möchtest du mit deinem Album rüberbringen?
Fitta Warri: Die meisten Songs sind für die jungen Menschen, die jüngere Generation, denn sie sind die Zukunft. Ich will keine schlechte Zukunft sondern eine gute, also ist es richtig über gute Dinge zu singen um den Jüngeren zu zeigen was richtig und falsch ist.
Big Up!: Also der Jugend eine positive Lebensart vermitteln?!
Fitta Warri: Ja genau. Nicht diese Ghettolyrics, wo sonst wer verbal verbrennt wird. Wenn man „verbrennen“ will sollte man es in der richtigen Art und Weise tun.
Big Up!: Also man darf denken was man will, gegen oder für solche Lyrics sein, aber man braucht das nicht in Songs jemandem aufzwingen zu wollen...
Fitta Warri: Action speaks louder than Words!
Wahrscheinlich gibt es Viele die singen: burn ChiChiman und sind selber welche, aber um Geld zu verdienen, tun sie es trotzdem
Big Up!: hast du Pläne für eine Tour?
Fitta Warri: Nein, ich hab im Moment keine Tour geplant. Das liegt daran, das man manchmal was plant und dann klappt es nicht. Aber im Moment arbeite ich an meinem 2.Album. Es ist wie ein Wettbewerb wer und wo es veröffentlicht wird. Mit etwas Glück ist es noch Anfang 2007 draussen. Ich weiss, das viele diese Album mehr lieben werden als Sababa Vibes. Nicht wegen der Stücke, die kann man nicht vergleichen, aber wegen der Qualität. Die wird viel besser sein als beim Sababa Vibes Album!
Big Up!: Was hast du noch für Pläne für die Zukunft?
Fitta Warri: Wie ich schon sagte, ich plane nicht. Ich werde weiter singen und versuchen meine positive Message zu verbreiten und zu leben!
Big Up!: Was bedeutet dir Rastafari? Wie wichtig ist das für dein Leben bzw was bedeutet es für dich?
Fitta Warri: Rastafari ist meine Kultur. Weil, ich wurde sozusagen in Jamaika in der Kirche geboren. Meine Mutter ist Christin und ich bin ohne Vater aufgewachsen, er ist Polizist. Meine Mutter zwang mich fast in die Kirche zu gehen. Und als ich in der Kirche war, dachte ich, das ist nicht das was ich suche, hier werden keine Dj-Lyrics akzeptiert werden. Um nicht heuchlerisch zu sein ging ich lieber und machte mein eigenes Ding. Rastafari zeigte und zeigt mir alles, deswegen halte ich daran fest. Nicht nur Gelaber oder auf der Bühne Sellasie rufen.
Ich versuche es zu leben, Rastafari ist für mich der Führer, mein Wegweiser, so wie mein Name auch Wegweiser bedeutet, es ist nicht einfach nur ein „Name“. Es ist etwas spirituelles, was selbst ich nicht 100% erklären kann. Alles was ich weis, was ich lernte, kommt aus dem Rastaglauben, ich halte daran fest!
„Ras“ ist ein altes amhärisches Wort, es meint Leiter, oder auch Führer. Und „Taffari“ heisst Creator. Zusammen RasTaffari, also Headcreator! Es spricht daher für sich selber.
Ich bin der Head, der Kopf meiner Familie, also muss ich kreieren, schaffen für sie. Ich liebe meine Familie und um etwas zu erschaffen mache ich Musik. Alle die das hier lesen sollen wissen: Jeden Tag muss man etwas tun, um mehr Liebe zu verbreiten, mehr Einigkeit zu erreichen. Das hat mir Rastafari beigebracht und gezeigt.
Big Up!: Was möchtest du unseren Leser noch sagen, mitteilen?
Fitta Warri: Ihr solltet wissen und verstehen, dass wenn ich im Moment keine Liebe und Einigkeit ausstrahle, liegt das daran das wir in einer schwierigen Zeit leben: in der Erfüllung der Prophezeihungen.
Hört euch Conscious Sänger an und nicht die, die über Frauen und Sex singen, über Sex wissen wir alle Bescheid. Wir brauchen mehr positive Lieder mit Conscious Lyrics.
Ich sage: Burn Racism, burn Fashism, burn Envience!
Lasst uns mit Liebe und Einigkeit arbeiten, denn ohne diese Dinge geht es nicht. Die Propheten von früher haben es schon voraus gesagt: Love is real, keep it real man! Jah Bless (EP/CW)