Ich treffe Logic an diesem Nachmittag in einem Aufnahmestudio in Westmoreland/Jamaica wo er an seinen Aufnahmen arbeitet. Er spielt mir seine neuesten, noch unveröffentlichten Tunes vor und erzählt über den Hintergrund seiner Texte und über seine Inspiration. www.openpot.com/logic www.myspace.com/logicofficia |
Foto und Interview von Sophie Kalmbach 2006 in Auftrag von www.openpot.com .
Dancehall - Logic - poor people strength
Sophie: Logic, an was arbeitest du gerade?
Logic: Ich arbeite an einigen Songs im Studio, und bald werde ich mein Debut Album fertig stellen.
Sophie: Du hast mir einige deiner noch unveröffentlichten Songs vorgespielt. Wie du mir bereits erklärt hast ist es nötig eine Idee vom Leben in Jamaica zu haben um deine Texte wirklich zu verstehen. Ich würde gerne mehr über das Leben in Jamaica erfahren: Wie bist du aufgewachsen?
Logic: Ich bin sehr arm aufgewachsen. Ich habe die Schule nicht beenden können weil ich es nicht bezahlen konnte, und oft bin ich Abends mit leerem Bauch schlafen gegangen. Oft konnte ich mir nicht heraus suchen was es zu essen gibt. Ich hatte nur ein Shirt und eine Hose zum anziehen, und die Schuhe die ich hatte waren zu klein. Ich habe mir immer gesagt, dass ich Schuhe kaufe sobald Geld kommt, aber Geld kommt niemals schnell. Die Leute haben mich oft angesehen weil ich Barfuß unterwegs war. Aber Schuhe sind nicht wirklich nötig, sie sind es nicht einmal Wert erwähnt zu werden. Etwas zu Essen zu haben ist viel wichtiger. Aber trotz allem ist Armut nicht schlecht, wenn du einige Jahre auf der Straße lebst und es dann wieder heraus schaffst ist das eine sehr große Erfahrung. Es gibt dir Stärke und läßt dich dein Innerstes erkunden.
Sophie: Arme Menschen kennen die wirklich signifikanten Dinge im Leben. Sie denken an Essen während Reiche sich über Luxus sorgen der einfach nicht nötig ist. Der Vorteil eines Reichen ist dass er mehr Möglichkeiten hat, z.B. kann er Regierungen einfacher überzeugen von seinen Vorstellungen. Aber letztendlich ist der arme Mensch stärker, weil er nämlich in der Mehrheit ist. Arme Leute sind die Maschine des Systems.
Logic: Armut ist schlimm wenn man gerade drin steckt, aber man kann viel daraus lernen. Und wenn man den Test besteht wird man viel stärker. Eine der größten Lehren ist dass man im Allgemeinen weniger Angst hat.
Sophie: Armut ist ein Problem in Jamaica, viele Menschen wachsen mit weniger als dem Nötigen auf. Was denkst du über die Situation in Jamaica, und was denkst du ist die Zukunft von Jamaica?
Logic: Es gibt sowohl Verwirrung und Unsicherheit als auch Leute die auf eine Verbesserung hinarbeiten. Manche der bestausgebildetsten Leute arbeiten an der Gesetzgebung um sie fairer zu gestalten und um sie mehr an die Situation in Jamaica anzupassen. Und die Situation ist in vielen Familien Armut und Arbeitslosigkeit. Es gibt intellektuelle Menschen die das Land aufbauen, und es gibt intellektuelle Menschen die das Land berauben. Konkret heißt das: Von Eintausend Rechtsanwälten und Ärzten machen Siebenhundert ihre Sache gut, und die restlichen Dreihundert betrügen was das Zeug hält.
Aber ich glaube dass die Zukunft von Jamaica sehr positiv aussieht: Die Armut wird besiegt werden und ein Schulabschluß wird für alle möglich sein, und dann wird auch die Kriminalität zurückgehen. Die Regierung muß anfangen in seine Menschen zu investieren und sie aktiv zu unterstützen. Good over evil! Am Ende siegt immer das Gute.
Sophie: Ich bemerke dass die Inspiration für deine Texte direkt aus dem jamaikanischen Leben kommt.
Logic: Ja, Musik ist Leben. Ich habe angefangen die Welt zu beobachten, ich interessiere mich sehr für die Welt und meine Umgebung. Es gibt so viel zu sagen und zu beobachten! Manche Dinge machen mich glücklich und manche machen mich sauer. Ich versuche meine Beobachtungen zu schildern und die guten Dinge zu unterstützen.