Bereits am Donnerstag machte sich ein Teil unserer Redaktion auf in das Niedersächsische Hase-Städtchen. In Bersenbrück angekommen hieß es erst einmal abwarten bis der Regen nachläßt, Zelt aufbauen, quatschen und Rum-Cola trinken mit unseren Zeltnachbarn und feiern im Soundsystemzelt. Dort gings dann auch schon ganz schön zur Sache, denn da das Open-Air Spektakel erst einen Tag später losging, versammelten sich zig Reggaehaeds in dieser Dancehall und feierten und tanzten bis zum (leider frühen -3.00 Uhr) Ende zur Musik von Sounds wie Lion Roar (dickes BigUp Jungs!), Barney Millah und Soundquake.

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Fotos von CW und JS Fantan Mojah, Lutan Fyah, Pad Anthony, Red Dragon, Inna de Yard Allstars, Kimoe, Morgan Heritage, Papa Michigan, Sentinel, Smiley, Tarrus Rilea, Tippa Irie, Uwe Banton, Ganjaman, Flourgon, Horace Martin, John Holt, Landlord, Mad Cobra, Nature, Steel Pulse, U-Roy u.v.m. 

Am nächsten Tag war ersteinmal noch genügend Zeit um sich in Bersenbrück (die Stadt ist vom Gelände aus in 5 Minuten zu Fuß zu erreichen - einfach Hammer!) mit Proviant einzudecken und zu chillen, denn los gings erst um 18.30h mit Instant Vibes. Leider können wir von deren Show und Cornadoors relativ wenig berichten, da es uns erst zum Auftritt von Red Dragon zur Bühne zog. Da es aber eine Änderung im Zeitplan gab startete unser Tag nicht wie geplant mit dem 80`s Dj, sondern mit Zareb und Fantan Mojah . Auch gut :-)! Zareb, einigen noch als Mr. Flash bekannt, performte erst einmal ein paar seiner Roots-Nummern, bevor Bobo-Dread Fantan Mojah die Bühne enterte. Voller Energie fegte dieser danach über die Stage, gab seine Hit-Songs und ein paar Tunes von Genrekollegen zum Besten, was die anwesende Festivalmassive auch gebührend feierte. Weiter gings mit Jah Mason, der ebenfalls eine mehr als ordentliche Show bot. Nun war es aber auch Zeit für einen Stilwechsel - Back to the 80`s! Im für damals typischen Dancehallstyle präsentierte Red Dragon seine Klassiker aus dieser Ära. A Big Ting dat! Sound, Word and Power - mit diesen drei Worten läßt sich der anschließende Auftritt von Lutan Fyah am Besten beschreiben. Einfach Wahnsinn die Ausstrahlung dieses Künstlers, der eben mit perfekten Riddims & Lyrics die Bretter die die Welt bedeuten rockte. Etwas ruhigere Töne schlug später Soundkiller Pad Anthony an, der für nice Foundation-Reggae Vibes auf dem Festivalgelände sorgte. Für uns war das auch schon das letzte Konzert an diesem Festivaltag, um mit etwas Schlaf Kräfte für den nächsten Tag zu sammeln. Entgangen sind uns daher leider die Auftritte von Elijah Prophet, Louie Culture und Dr. Ring Ding.

Tag 2 ging für uns ziemlich früh los, denn (kleine Kritik!) die Duschen waren nur bis 10Uhr morgens und dann erst wieder ab 17h geöffnet, daher also zeitig raus aus den Federn. Das Ganze hatte aber auch sein Gutes, denn so konnten wir auch rechtzeitig zur Frühstücksshow von Ganjaman & Uwe Banton vor Ort sein, wo auch gleich ein gutes Stück Arbeit auf uns wartete. Der Name der Show war nämlich Programm und so schmierten wir zusammen mit vielen anderen Helfern Brote auf der Bühne, die mit nem Becher Kaffee ins Publikum gereicht wurden. Die zweite gute Tat des Tages bestand darin das wir Dank der Mithilfe Ganjamans den Besitzer des zuvor von uns gefundenen Portmonees ausfindig machen konnten. Doch auch die Musik kam natürlich bei der Frühstücksprozedur nicht zu kurz, denn Ganjaman und Uwe Banton untermalten die Aktion mit ihren rootsigen, politischen und religiösen Songs und schafften es damit schon zu früher Stunde eine große Menge an Fans vor die Bühne zu ziehen. Ein weiterer deutscher Artist, nämlich Kimoe ft. Vinyl Richie, folgte im Anschluß, schlug musikalisch aber komplett andere Töne an. Bei ihm kam nämlich die Dancehallgemeinde bestens auf ihre Kosten. Mit witzigen Speeches, mehr Bühnenpräsenz als 2 Jahre zuvor und einigen neuen Songs, bzw. neuen Riddims für seine alten Songs im Gepäck, verwandelte er mühelos den Nachmittag zur großen Dancehallparty. Schlag auf Schlag gings im Stundentakt weiter mit wechselnden Artists, doch da man wie meist, nicht alle Acts sich ansieht, beschränkten wir uns auf die Konzerte von Papa Michigan, Smiley, Tippa Irie, Morgan Heritage, Tanto Metro&Devonte, Inna De Yard Allstars und Tarrus Riley. Zuerst genannter sprach wieder die Fans des achziger Jahre Reggaes (wie mich) an, den Papa Michigan dann auch gekonnt dem Publikum näherbrachte. Smileys Show war ebenso Mega-nice. Ein weiterer großer Pluspunkt: der Holländer grinste unentwegt, was seine ModernRoots-Musik und Spielfreude absolut authentisch wirken ließ. Englands Veteran Dj Tippa Irie übernahm das Ruder, sang alte und neue Musikstücke aus seiner Schaffenskarriere und überzeugte mindestens genauso gut die Massive wie seine Kollegen zuvor.Weiter für uns gings mit Morgan Heritage, verteten durch das Brüderpaar Peetah & Gramps Morgan. Da eben die Heritage Family nicht komplett auftrat, beschränkten sich beide darauf Morgan Heritage Big-Tunes zum Besten zu geben, um auch noch Zeit zu finden Songs aus ihren Soloprojekten zu präsentieren. Tanto Metro und Devonte, die zuvor schon Backstage die Auftritte der Artists verfolgten und dazu abfeierten zeigten ihre/diese Partystimmung auch on Stage. Neunziger Jahre Dancehall vom Feinsten! Mit ganz gemächlichen Beats und Vibes folgten die Herren der Inna De Yard Allstars. Streckenweise (wegen des Alters) erinnerte mich die Show an den Buena Vista Social Club :-) Für mich eine sehr gelungene show, vor allem aber alleine schon großartig, diese Musiker einmal überhaupt live sehen zu können/dürfen. Ebenso, wenn ich nicht vollkommen daneben liege, glaube ich in der Band das ein oder andere Gesicht aus dem Rockers-Film entdeckt zu haben, welcher seit Jahren zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zählt. Bevor es für uns wieder hieß Richtung Zelt zu wandern kam erst noch das (für mich) Highlight des Tages: Tarrus Riley. Eigentlich  kann ich seinen Gig nur mit Wow beschreiben. Erste Überraschung war nämlich Dean Fraser, der Ausnahmesaxophonist aus Jamaica, die zweite dann generell das ganze Konzert. Für mich das Beste was ich seit Jahren gesehen habe! Es war sogar so gut, das bei mir so die Emotionen durch seine Musik hochkamen, das ich vor Freude am zuhören echt Tränen in den Augen hatte! Vor allem auch Tarrus Ausstrahlung, das ständige lächeln, seine Stimme und das Zusammenspiel mit Dean Fraser waren einfach gigantisch. Nach einem kurzen Interview danach gings aber nun wirklich endgültig und leicht glückseelig ab ins Schlafgemach.

Der Dritte und letzte Festivaltag begann genauso grandios wie der Tag zuvor endete und zwar mit Nature. Der junge Künstler aus Jamaica bot allen eine Bühnenshow, wie man sie sicher zuvor noch nicht gesehn hatte. Vollkommen in seiner Musik aufgehend und versunken, sang er seine Modern-Roots-Tunes, tanzte teilweise wie in Ekstase und faszinierte dadurch alle anwesenden Fans. Big respect to dis Youth! Am Rande - Mit geschloßenen Augen und alleiniger Konzentration auf die Musik, könnte man glatt meinen Garnet Silk steht auf der Bühne...Horace Martin verfolgten wir nur kurz, aber Flourgon`s (ganz klar, wieder Pflichttermin - Early Dancehall) Show konnten wir uns nicht entgehen lassen. Wie nicht anders erwartet war auch dieses Konzert phänomenal, nicht zuletzt durch die Spontanauftritte von Lukie D, Tanto Metro & Devonte, Michigan und Red Dragon die Flourgon gesanglich unterstützten. Ziemlich enttäuscht hat mich danach der Auftritt von Mad Cobra. Er bot zwar eine gute Performance, unter anderem durch die Showeinlage der sexy Localorez Tänzerinen Isigal und Fine, allerdings fand ich ihn gesanglich nicht so wirklich gut, sein Tune-Programm wirkte leicht konzeptlos und alles in allen war es zu viel Badman-Gehabe. Sorry Mad Cobra, aber ich hatte mir da doch etwas mehr erwartet.
Umso begeisterten mich die nachfolgenden Artists, Admiral Tibet, U-Roy und John Holt. Foundation/Klassik Reggae vom Allerfeinsten. Vor allem John Holt, der zum ersten Mal nach 45 Jahren wieder in Deutschland zu Gast war hatte es mir angetan. Bei Hits wie "Ali Baba" oder "The Tide Is High" mußten ich und befreundete Journalisten (Grüße an Adi und Demian!) einfach hinter der Bühne das Tanzbein schwingen und abfeiern. Steel Pulse deren Auftritt ich wegen eines Interviewtermins verpaßte beendeten das diesjährige Reggaejam Open Air, welches nicht zu Unrecht als Deutschlands Nr.1 Festival gilt. Vor allem die freundlichen Securitys, die vielen Helfer, der niedrige Eintrittspreis und das Mega-Hammer LineUp (viele Künstler in diesem Jahr waren nämlich noch nie in Deutschland zu sehen, oder zuletzt vor zig Jahren!) machen dieses Event von Jahr zu Jahr zu einer absolut großartigen 3-Tages-Veranstaltung. Daher auch einmal ein dickes BigUp! an Sheriff & Crew und an die Stadt Bersenbrück, die all dies erst überhaupt uns ermöglichen. Nuff Respect und bis zum nächsten Jahr Text: CW , Fotos: JS/CW

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