Mir ist es schon öfter passiert, dass ich die Homophobie-Situation auf Jamaika erklären wollte.  Mit dem Artikel „One Love – one Hate“  von Olaf Karnik (NZZ) findet man eine kurze Abhandlung die zur Klärung beiträgt.
Karnik nimmt dabei u.a. Bezug auf den Artikel von Ulli Güldner (Riddim 02/09), den ich auch jedem ans Herz legen möchte.

Auszug aus „One Love – One Hate“ von Olaf Karnik:
Homophobe «Hass-Sänger» aus Jamaica sind also in zweierlei Hinsicht gleichsam kulturell «gedeckt»: einerseits durch ein milieuübergreifendes Einverständnis in der jamaicanischen Gesellschaft, andererseits durch die krassen lyrischen Gepflogenheiten im Dancehall. Angesichts dessen sollte man in Europa im Einzelfall eines Konzerts eines Dancehall-Artist wohl den Verzicht auf homophobe Lyrics einfordern. Es ist hingegen absurd, Entschuldigungen, auf Dauer geltende Verzichtserklärungen oder gar Bekehrungen zu erwarten. Gerade weil Homophobie tief in der jamaicanischen Gesellschaft verwurzelt ist, muss das Problem von ihr selbst als solches erkannt und gelöst werden. Auch der Druck internationaler Schwulen- und Lesbenverbände, durch den die kleine Reggae- und Dancehall-Industrie in den letzten Jahren tatsächlich arg gelitten hat, scheint letztlich kein probates Mittel zu sein. Denn unter den ökonomischen Einbussen durch Auftrittsverbote und sinkende Plattenverkäufe haben nicht nur Sizzla, Beenie Man, Buju Banton oder Capleton selbst zu leiden, sondern auch die zahlreichen Jugend- und Bildungsprojekte im Ghetto, die diese Persönlichkeiten mit ihren Einnahmen alimentieren.